Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
mein Sohn Willi ist 14 Monate alt. Durchgeschlafen hat er noch nie, aber an das nächtliche Stillen bzw. seit zwei Monaten das nächtliche Flasche geben (zweimal) habe ich mich gewöhnt. Seit einigen Wochen möchte mein Sohn aber zwischen 4.00 und 5.00 Uhr morgens aufstehen und spielen. Er ist dann hellwach und alle Versuche, ihn nochmal zum Schlafen zu bewegen, scheitern. Die Kinderärztin riet mir zur Lektüre des Buches "Jedes Kind kann schlafen lernen", allerdings finde ich es schlecht recherchiert, und das Schreien lassen halte ich für ziemlich brutal.
Auch über Tag schläft Willi übrigens nicht so viel, nur mittags eine bis anderthalb Stunden. Abends wird er gegen 19.00 müde und schläft dann zwischen 19.30 und 20.00 Uhr ein.
Wir haben ein abendliches Ritual mit Schlaflied und Willi schläft im eigenen Bett im Elternschlafzimmer.
Ich hoffe, Sie können mir helfen, denn der wenige Nachtschlaf macht mich ganz schön fertig.
Liebe Grüße
Mitglied inaktiv - 06.07.2009, 14:43
Antwort auf:
Kind schläft wenig und unruhig
Hallo, der Reflex auf das von Ihnen genannte Buch ist unter Kinder- und JugendärztInnen notorisch, weil der Titel so griffig ist und eine kindgerechte eigene Antwort so schwierig. Also Kapitulation auf der ganzen Linie. Sie haben recht mit Ihren Bedenken gegenüber der Methodik. Es handelt sich um eine Konditionierungsmaßnahme auf der Basis von Angst und negativem Stress.
Sie machen im Prinzip alles richtig. Allerdings müssen Sie beachten, dass ein Kleinkind nach 8 bis 9 Stunden Schlaf ausgeschlafen ist. 19 Uhr plus 9 Stunden ist 4 Uhr morgens. Der „Fehler“, Sie legen Ihren Sohn zu früh schlafen. Es gibt zwar Kinder, die 10 und mehr stunden an einem Stück schlafen, aber das ist die Seltenheit und diese Kinder schlafen dafür am Tage sehr wenig. Übrigens sollten Sie nachts gar keine Nahrung mehr geben. Der Stoffwechsel muss „heruntergefahren werden“. Der Zuckerspeicher in der Leber ist für die Karenz groß genug. Versuchen Sie viertelstundenweise Ihren Sohn später hinzulegen, bis er vielleicht bis 6 Uhr morgens durchschläft. Nachts gibt’s höchstens ungesüßten Tee oder Wasser. Den Rest besorgt das Trösten und Herumtragen falls noch nötig. Viele Grüße
PS: es gibt ein „Gegenbuch“ zum genannten. Es heißt: „Ich will bei Euch schlafen“ und ist geschrieben von der Schweizerin Sibylle Lüpold. Erschienen ist es im Urania-Verlag.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 08.07.2009