Lieber Herr Dr. Posth, ich weiß mit Niklas (bald 7 J.) nicht mehr weiter. Seit er ein Baby ist, reagiert er überheftig auf Schmerz oder Angst. Bsp: Er hat sich gestern ganz leicht in den Finger geschnitten und dabei minutenlang so laut geschrien, als ob er seinen Finger verloren hätte. Oder heute morgen hat er sich versehentlich ins WC eingesperrt und dann so panisch geschrien, dass ich dachte, es sei ihm weiß Gott was passiert. Auch wenn er mich mal im Haus nicht findet, weil ich grade im Garten bin, passiert das Gleiche. Er traut sich auch nicht, die Kinderrutsche im Schwimmbald runter zu rutschen. Ich habe ihn nie verlassen, nie schreien lasen, war immer für ihn da, er hat 3 J. bei uns im Bett geschlafen etc. Ich sage ihm auch immer wieder, dass er keine Angst haben muss, dass ich gehe ohne etwas zu sagen; ich rede oft mit ihm darüber. Gestern haben wir einen Mutstein und einen Schmerzstein im Wald gesucht. Vielleicht hilft ihm ja das. Wissen Sie einen Rat für uns? Vielen Dank! Mon
Mitglied inaktiv - 19.09.2005, 08:25
Antwort auf:
Kind reagiert überheftig bei Schmerz und Angst
Hallo, das mit dem Mutstein und vielleicht auch mit dem Schmerzstein, ich nehme an, er kann Schmerzen wegzaubern, ist eine gute Idee. Solche Talismänner können ein Kind innerlich gut stabilisieren. Möglicherweise hat Ihr Sohn aber eine angeborenen Anlage zu Angstreaktionen. Heutzutage muß man davon ausgehen, daß es so etwas gibt. Gibt es das in der Familie? Im Augenblick könnten sie noch nicht viel dagegen machen, außer immer wieder mit ihm die Geschehnisse der Angst durchzuspielen und die Orte der Angst mit ihm zusammen aufsuchen, um ihn von der Ungefährlichkeit all dessen zu überzeugen. Die Trennungsangst läßt sich auf diese Weise aber nicht nehmen, hier hilft nur unbedingte Sicherheit. Durch diese Sicherheit läßt sie mit der Zeit nach. Wenn Ihr Sohn noch etwas älter ist, kann man mit ihm langsam Methoden der Angstbewältigung einüben. Dazu müßten Sie aber Kontakt mit einem(r) Kinder- und Jugendpsychiater(in) auf nehmen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.09.2005