Sehr geehrter Hr. Dr., vielen Dank für Ihre Arbeit hier!!!
Ich frage mich, ob ich die Loslösungsphase unserer Tochter, die jetzt 15 Monate alt ist und bei der die Loslösung noch nicht eingetreten ist (oder wir merken es nicht?), negativ beeinflusse, weil ich ständig um sie herum bin. Ich habe sie nie allein gelassen, bin immer in dem Zimmer, in dem sie ist, ihr Vater ist werktags 4 Stunden da, am WE ganztags und ist dann genau wie ich für sie da. Trotzdem merken wir noch keine Loslösung, also das sie sich dem Papa zuwendet. Kann es möglich sein, das ich das durch meine ständige Präsenz verhindere? Sollte ich mich zurückziehen? Herzlichen Dank und eine schöne Woche!
von
Anisia
am 06.02.2012, 08:53
Antwort auf:
Keine Loslösung möglich?
Hallo, gerade kurz zuvor hatte ich eine ganz ähnliche Frage. Auch war das 16 Monate alte Mädchen noch nicht zur Loslösung aufgebrochen, hatte aber eine leichte statomotorische Entwicklungsverzögerung. Über den Beginn der Loslösungphase gibt es bisher so gut wie keine Zahlen, weil in der Bindungstheorie die Loslösung so gar nicht formuliert worden ist. die klassische bindungstheorie ging hauptsächlich von der Mutter-Bindung aus und sah im Vater nur den Begleiter für die explorative Phase. Aber eine zweite gleichstarke Bindung zum Vater fand noch keinen Niederschlag. Die Vaterbindung wird derzeit erst entdeckt. meine Beobachtungen gehen von einem Loslösungsbeginn um daen 1. Geburtstag aus, wobei einige Kinder bereits mit 9 oder 10 Monaten eine starke Beziehung zum Vater entwickeln und andere erst mit 1 1/2 jahren. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Ob die Mutter noch zu stark beim Kind vertreten ist oder ob der Vater zu wenig bindungsrelevante Aktivität entwickelt bleibt zu beantworten. Oder ob eben einfach auch für diesen Prozess ein großes Entwicklungsfenster angelegt ist, das etwa 1/2 jahr ausmacht. Als das ist noch genauer zu erforschen. Aber ein Problem ergibt sich meiner Auffassung daraus nicht. Besonders zurückziehen müssen Sie sich nicht, aber auch nicht den Kontakt zum Vater behindern. Die Wiederannäherungskrise wird dann übrigens ebenfalls verschoben sein. Sie können mir ja gerne eine Rückmeldung geben, wann es bei Ihrer Tochter mit der Loslösung anfängt. viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 09.02.2012