Frage: kein Selbstbewüßtsein?

Hallo Herr Dr. Posth, meine Tochter 20 Monate ist extrem schüchtern und weint, wenn andere Kinder auf sie zukommen. Egal ob gleichaltrig,jünger oder älter. Kommt dann sofort auf meinen Schoß und sucht Schutz. Läßt sich auch Spielzeug einfach wegnehmen ohne gegenwehr, obwohl sie sich freute damit zu spielen. Gehe im Moment (seit 4 Wochen) einmal die Woche zu einer Spielgruppe. Sie soll mit 2 Jahren in den Kindergarten gehen.Nun habe ich die Befürchtung, daß sie dort eine Außenseiterin ist, alleine dasteht und als Heulsuse abgestempelt wird. Wie kann ich sie bestärken und ihr Selbstbewußtsein aufbauen?? Bei Erwachsenen ist sie zwar auch erst schüchtern, aber das legt sich schnell und sie geht nicht gleich weg. Für Ihre Hilfe schonmal vielen Dank. bornibri

Mitglied inaktiv - 16.06.2008, 19:41



Antwort auf: kein Selbstbewüßtsein?

Stichwort: Schüchternheit und Gruppenverhalten Hallo, das Hauptproblem ist dieser Fragestellung, die ja immer wieder aufkommt, liegt darin, dass die Kinder heutzutage viel zu früh der sozialen Gruppe ausgesetzt werden und die Eltern dabei eine völlig falsche Erwartungshaltung haben. Zwar sahen sich die Kinder auch früher von früh auf anderen Kindern und der Gruppe ausgesetzt, aber erstens hatten Sie Geschwister, durch die sie schon ein wenig im altersgemäßen Rollenverhalten gübt waren. Zweitens waren die Kinder dieser Gruppe wild gewürfelt und enthielten nahezu alle Altersklassen bis zum Schulalter und darüber hinaus. Drittens fand die Konfrontation mit den anderen Kindern hauptsächlich in der häuslichen Umgebung statt und die Hauptbezugspersonen standen für den -nötigen- Rückzug immer zur Verfügung. Viertens funktionierte meist die Nachbarschaftsstruktur ganz gut, und es gab reichlich Ersatzbezugspersonen. Diese vier entscheidenden Punkte gehen in der frühen Fremdbetreuung und durch die Kinderarmut weitgehend verloren. Daher wehre ich mich entschieden gegen solche vordergründigen Erklärungen, dass für die Aufzucht eines Kindes "ein Dorf besser sei" als ein Familie. Wir leben nicht in der Sozialität von Schwarzafrika und auch nicht in Bullerbü. Die Meisten von uns leben in Großstädten oder deren Randgebieten, und die Wenigsten haben mehr als zwie Kinder. Das jetzt aus dem Boden gestampfte Konzept der fürhen Fremdbetreuung versucht aus der Not eine Tugend zu machen. Das aber geht mit den Kindern nicht. Daher gibt es für mich keine Alternative zur sanften Ablösung mit der Begelitung einer Hauptbezugsperson, bis das Kind eine Ersatzbezugsperson in der Einrichtung gefunden hat oder seine Tagesmutter als solche akzeptiert. Unter dem Stichwort "Selbstbewusstsein" gibt es zahlreiche weitere Antworten zu diesem Thema. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.06.2008