Hallo Herr Dr. Posth,
unser Kleiner ist nun 10 Monate alt. Anfangs( die ersten 4 Monate) hat er oft stundenlang geschrien, worauf wir ihn sehr viel herumgetragen haben. Aus der Familieund dem Freundeskreis tönte oft die Warnung, wir verwöhnen ihn zu sehr.
Mit der Zeit hat sich die Schreierei erheblich gebessert, und er wurde ein liebes fröhliches Kind.
Seit ein paar Wochen will er nun gar nicht mehr alleine sein!Auch wenn er etwas Interessantes zum Spielen hat, und ich verlasse kurz den Raum, ist er völlig außer sich, auch wenn er meine Stimme hört.Schaue ich aber wieder ins Zimmer, ist er schnell zufrieden und spielt weiter.
Wie kann ich es für ihn erträglich gestalten, daß ich mal kurz den Raum verlasse, ohne daß für ihn "die Welt untergeht"( den Eindruck erweckt er dann nämlich!)? Unsere (ungebetenen) "Ratgeber" quittieren uns nun dies als Quittung für unsere Fürsorge, und das nervt manchmal ganz schön!
Ich möchte noch hinzufügen, daß er als Frühchen einige Zeit in der Kinderklinik verbrachte.
Haben Sie uns einen Rat, wie wir uns verhalten sollen ?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Mitglied inaktiv - 24.07.2003, 14:31
Antwort auf:
kann nicht alleine sein
Liebe Sabine, Ihre Ratgeber sind mit Verlaub gesagt Dilettanten. Geben Sie ihnen den 2. Teil meines Textes über das emotionale Bewußtsein zu lesen, vielleicht verstehen Sie dann ein bißchen mehr. Darin geht es nämlich um die Anhänglichkeit der ungefähr 1jährigen und um deren Konflikte bei dem Bedürfnis, sich von der Mutter zu lösen. Sie als Mutter dienen aus natürlichen Gründen einstweilen als die "sichere Basis" Ihres Kindes, die aber schnell ins Wanken gerät, wenn Sie plötzlich aus dem Blickfeld verschwinden. Es wird noch ein paar Monate dauern, bis diese Sorge beim Kind ganz überwunden ist. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 25.07.2003
Antwort auf:
kann nicht alleine sein
Mein Sohn wollte ungefähr mit 10 Monaten auch nicht mehr alleine sein, daß heißt, er wollte nicht mehr ohne Körperkontakt, insbesondere mit mir sein. Ich habe auch zu hören bekommen, das läge daran, daß ich ihn mit dem Tragetuch in den ersten Monaten verwöhnt habe, oder damit, daß ich ihn lieber auf dem Arm hatte, wenn ich gemütlich irgendwo gesessen habe, anstatt ihn auf einer Decke auf dem Boden liegen zu lassen (Meine Schwiegermutter ist genial in sowas). Seit ein oder zwei Wochen ist es damit vorbei.
Er erkennt auf einmal mehr von der Welt. Er kann jetzt im Wohnzimmer spielen und ich kann etwas in der Küche machen. Er verteilt sein Spielzeug auf einmal überall, nicht mehr nur um seine Krabbeldecke. Wenn er etwas von mir will, krabbelt er mich gezielt suchen und fängt nicht gleich das Jammern oder Schreien an. Er hat kapiert, das Mama nicht wirklich weg ist.
Manchmal fällt er noch in die alte Anhänglichkeit zurück, z.B. wenn er müde ist, aber alles in allem hat er in den letzten Wochen einen richtigen Entwicklungssatz gemacht. (Er ist jetzt 12 Monate alt)
Und es lohnt sich wirklich die Phase durchzumachen, und dem Kind die Anhänglichkeit zu gönnen. Das Erstaunen ist immens, wenn es einfach so vorbei ist und Du siehst, wie er sich entwickelt.
Ich wünsche Dir gute Nerven und starke Arme, meiner wollte viel getragen werden.
Sybille
Mitglied inaktiv - 26.07.2003, 01:42