Unser 18-Monate-alter Sohn geht seit 5 Monaten in eine Kita, wir sind aus familiären, beruflichen und finanziellen Gründen darauf angewiesen. Unser Sohn schien uns ausgeglichen und neugierig/abenteuerlustig, so dass wir erwarteten, dass er es als tolles Abenteuer sieht. Nur leider ging die Eingewöhnung total schief: Am ersten Tag war er gleich so interessiert, dass die Betreuer schon am zweiten Tag auf Trennung bestanden und diese auf volle eine Stunde ausdehnten, weil er "kaum weinte". Uns kam er aber danach völlig verstört vor. Seitdem reagiert er jedesmal panisch und weint täglich dicke Tränen der Verzweiflung (bis heute), wenn wir uns von ihm verabschieden, schläft nachts schlecht und klammert stark, trotz langer Eingewöhnung (aber unter Antrieb zur Eile und Vorwurf der Erzieher, wir könnten nicht loslassen). Kann man die Eingewöhnung noch korrigieren, z.B. durch Pause/ Neuanfang?
Mitglied inaktiv - 17.01.2011, 04:22
Antwort auf:
Kann man die Eingewöhnung durch eine Pause korrigieren?
Hallo, es ist ein weit verbreiterter Irrtum zu meinen, die Anfangneugier und erste Ablenkung eines Kleinkindes signalisiere schon "Angekommensein" im Ki-ga oder in der Ki-ta. Sanfte Ablösung bedeutet viel mehr als nur "nicht weinen." (s. gezielter Suchlauf). Aber offenbar hat Ihr Sohn ja doch geweint und sich danach wie ein irrtiertes und "gekränktes" Kind seinen Bezugspersonen gegenüber verhalten. Die Reaktionen zu Hause waren dann ganz eindeutig.
Eingewöhen korrigieren ginge nur durch die bewusste Verlängerung der Eingewöhnungsphase im Sinne der sanften Ablösung. Aber geanu das wollen die meisten Erzieherinnen ja nicht, da sie meinen, der Zwang zur Anpassung sei der bessere Weg, als die abwartende Haltung bei der Reifung. Statt das Entwicklungsproblem des Kindes zu sehen, machen sie den Eltern einen Schuldvorwurf.
Wenn Sie also jetzt erst einmal eine Pause machen, dann würden Sie Ihrem Sohn sehr helfen. Können Sie sich das denn leisten? Denn so schnell bekommen Sie ihn vorerst nicht mehr in den Ki-ga. Sie können 1/4 bis 1/2 Jahr rechnen, bis Ihr Sohn die jetzigen Erlebnisse einigermaßen verarbeitet hat. Und Sie müssten einen KI-ga finden, der beim nächsten Mal sich auf eine sanfte Ablösung einlässt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 17.01.2011