Hallo Dr. Posth,
unsere Tochter ist 4 J. und hat einen 17 Monate alten Bruder. Uns scheint es so, als ist sie z.Zt. sehr eifersüchtig. Sie ist herzensgut zum Bruder aber ich verstehe mich mit ihr fast gar nicht mehr. Sie hört nur noch sehr schlecht auf mich und ist frech. Das alles ist gegenüber meinem Mann nicht so. Wenn er nach Hause kommt, wird ihr Verhalten mir gegenüber immer negativ. Wenn er auf der Arbeit ist, ist es besser, weil sie wohl weiß, dass sie in der Zeit mit mir gut auskommen muß. Ich versuche es jeden Tag aufs Neue, ruhig und gelassen zu sein, aber sie treibt mich mit ihrem Verhalten in den Wahnsinn. Im Februar waren wir drei zur Mutter-Kind-Kur. Da habe ich viel mit ihr alleine gemacht, da war es besser. Zu Hause kam dann das alte Schema zurück. Ich versuche beide gleich zu behandeln, wann aber natürlich nicht immer geht. Wie kann ich mich am Besten ihr gegenüber verhalten? Die Situation nimmt mich psychisch sehr mit.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Rieke80
von
Rieke80
am 25.04.2011, 20:59
Antwort auf:
Kann das Eifersucht auf den Bruder sein?
Stichwort: Geschwisterrivalität
Liebe Rieke, das Verhalten Ihrer Tochter kann man nur vestehen, wenn man die Zusammenhänge von Bindung und Loslösung kennt. Ihre Tochter benötigt im Moment stärker ihren Vater als Sie. Sie hat wahrscheinlich Ihre Loslösung aus der anfänglichen engen Bindung zu Ihnen als Mutter nicht abgeschlossen (unvollständige Loslösung) und demzufolge Unsicherheiten in ihrem Selbst, als ihrer Vorstellung von sich als eigenständige Person. Ihr kleiner Bruder beansprucht noch stark die Mutter, weil er vom Alter her noch gar nicht so weit in der Loslösung sein kann (Stichwort gezielter Suchlauf) und im Moment ohnehin wieder verstärkt anhänglich ist (Wiederannäherungskrise).
Daher kann Ihre Tochter auch nicht zu Ihnen in die Bindung zurückflüchten, denn Sie sind besetzt. So kann sie sich nur wehren -auch gegen Sie-, weil sie mit ihrer Situation extrem unzufrieden ist. Allein ihr Vater als Loslösungsvorbild ist genehm und wird herbei gesehent. Und über den Vater muss auch das Problem gelöst werden. Er sollte sich ganz verstärkt um seine Tochter bemühen und möglichst viel mit ihr unternehmen, auch einmal ohne den Rest der Familie. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 28.04.2011