Hallo Herr Dr. Posth,
Ich vermute, dass bei unserem Sohn (23 Monate) die zweite Bezugsperson zu spät angefangen hat, eine Bedeutung zu haben. Mein Mann konnte erst was mit dem Kleinen anfangen, als der 14-15 Monate alt war. Vorher war nur ich zuständig. Seit dem 9 Monat geht der Kleine in die Krippe. Nach einem schwierigen Start klappt es nun super. Allerdings muss ich immer zu Hause sein, mit dem Vater alleine zu bleiben geht gar nicht sowie mit einer Kinderfrau. Nun beobachte ich, dass wenn wir zusammen auf dem Spielplatz sind, dass der Kleine u.U. zu schüchtern ist. Ich möchte es zwar nicht fördern, hätte aber gerne gehabt, wenn er sein Spielzeug mal verteidigen würde oder auch jemandem was wegnehmen würde, wie es andere Kinder tun. Sonst habe ich die Befürchtung, dass er unsicher aufwächst. Aus der Krippe erzählt man, dass er da auch mal frech ist. Ist er denn nur mit mir so schüchtern? Mein Mann meint, ich würde mich zu viel um den kümmern, daher ist er so. Was soll ich tun? dan
von
katerhase
am 18.06.2012, 10:00
Antwort auf:
Ist unser Sohn zu schüchtern?
Hallo, zuviel kümmern um sein Kind ist ein Allerweltsformel, die selten zutrifft. Bis zum 3. Geburtstag ist jedes Kind noch ganz stark auf die liebevolle Zuwendung und geschickte Lenkung durch seine Eltern angewiesen. Und Ihr Sohn hat ja schon eine starke Herausforderung hinter sich. Die problematische Eingewöhnung in die frühe Fremdbetreuung - sogar schon mit 9 Monaten - bleibt nicht ohne Folgen. Eine 100% Bindungssicherheit kann so nicht hergestellt werden. Läuft dann auch die Loslösung nur holprig und verbringt das Kind die meiste Zeit des Tages im Ki-ga, kann ein Kind kein gutes Selbstbewusstsein aufbauen. Entweder reagiert es dann regressiv und wird ängstlich anhänglich oder es wird aggressiv oppositionell. Das hängt wiederum mehr mit dem angeborenen Temperament zusammen als mit den Lebensumständen.
Da es aber jetzt in der Ki-krippe offenbar ganz gut läuft, sollten Sie im Moment gar nichts anderes unternehmen, als sich nur intensiv um Ihren Sohn zu kümmern, wenn er zu Hause ist. Das gilt in gleichem Maße auch für den Vater. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.06.2012