Frage: Idealisierung des Vaters

Hallo Herr Dr. Posth, meine Kinder sind 4,5 + 2,3 J., Trennung vom Vater + Auszug Ende 2008. Die Kinder waren schon immer sehr auf mich fixiert, der Vater hat im täglichen Leben trotz Anwesenheit nie eine Rolle gespielt, keine gemeinsamen Aktivitäten etc. Mittlerweile beobachte ich bei meiner Tochter, dass sie den Vater idealisiert. Alles, was er macht, ist super bzw. wird entschuldigt in der Form: Holt er sie + den Kleinen wie vereinbart vom Kiga ab (einzigstes Treffen für ca 3 Std./Woche), ist es super. Kommt er nicht, ist es auch super, hat ja wahrscheinlich wichtige Termine, er muss sich ja auch mal erholen (Urlaub), er muß sparen + kann nicht mit uns zur Kirmes gehen (Unsinn). Fährt er bei rot über die Ampel ist das nicht schlimm, er hat sich ja konzentriert beim Fahren, aber das kann ja mal geschehen.... Wie verhalte ich mich richtig, gewähren lassen oder für realistisches Bild sorgen? Für meinen Sohn ist jeder Mann der Hit, egal ob Vater oder nicht. Danke! Bettina

Mitglied inaktiv - 29.06.2009, 13:01



Antwort auf: Idealisierung des Vaters

Hallo, das Fehlen des Vaters in der Loslösungphase bereitet den Kleinkindern ein großes Problem. Ihre Tochter ist zwar schon 4 1/2 Jahre alt, braucht aber weiterhin ein Loslösungsvorbild. In den anderen Familien sieht sie natürlich wie es eigentlich funktionieren sollte. Außerdem hat die Beziehung zu Vater, als er noch zur Familie gehört, nicht gut geklappt, so dass die Sehnsucht nach dem Vater schon lange bestanden hat. Diese Sehnsucht bricht sich nun Bahn, da er nicht mehr im alltäglichen Leben so auftaucht. Diese innere Haltung drückt sich in einer Form von Idealisierung aus. Idealisierung lässt es aber nicht zu, dass das Ideal auch Mängel und Fehler hat. Sie können natürlich die Realität ein wenig gerade rücken, sollten aber nach Möglichkeit nicht zu erkennen geben, dass auch Ressentiments Ihrem Ex- Mann gegenüber, die Haltung mitbestimmen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.07.2009