Frage: Hormonschübe ?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, unser Sohn Niels wird im Juni 5 Jahre alt. Seit ca. einem Jahr ist zu beobachten, dass er sich häufig an seinen Penis fasst, so wie man es bei Kindern kennt, wenn Sie auf die Toilette müssen bzw. es damit versuchen einzuhalten. Er hat dabei auch sehr häufig (es kommt mir auf jeden Fall sehr häufig vor) eine Erektion. Niels ist ausserdem ein sehr nervöses bzw. sehr aktives Kind. Besonders in diesen Phasen ! Es kommt einem dabei so vor, als hätte er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Kommt es in diesem Alter bei den Kindern zu heftigen Hormon-Schüben oder wie kann man sich das Verhalten erklären ? Ich Frage deshalb, weil mir das Verhalten bei anderen gleichaltrigen Kindern noch nicht aufgefallen ist. Über Schmerzen klagt Niels übrigens nicht. Unseren Kinderarzt haben wir schon befragt. Er tut das ganz ab und meint, die Aktivität sei in diesem Alter normal. Ich möchte noch hinzufügen, dass wir diese Woche auch noch einen weiteren Kinderarzt konsultieren um eine weitere Meinung dazu zu hören.

Mitglied inaktiv - 11.06.2003, 15:26



Antwort auf: Hormonschübe ?

Lieber Ralf, Solche von Ihnen gemutmaßten Hormonschübe gibt es erst in der Pubertät. Erektionen bekommen kleine Jungen schon im Laufe ihrer ganzen Kindheit und kleine Mädchen an ihrer Klitoris ebenso. Die Jungen gehen mit dem bei ihnen ja sichtbaren Phänomen sehr unterschiedlich um, was sicher auch ein wenig mit der Reaktion der Eltern zu tun hat. Es gibt aber auch anatomische Probleme, z.B. bei zu enger Vorhaut (Phimose). Ob das vorliegt, muß der KiA/KiÄ bei der Vorsorge entscheiden. Bei der echten Phimose spannt nämlich die Vorhaut auf der Eichel, was unangenehm sein kann. Es gibt Jungen, die sich regelrecht darüber beklagen. Dann hilft nur die Beschneidung. Wenn sonst besondere Auffälligkeiten auftreten, besonders im Verhalten, muß man überprüfen, ob nicht eine sexuelle Verfrühung aufgetreten ist, z.B. im Ki-ga durch ältere Jungen. So etwas geschieht häufiger, als man denkt. Aber es gibt natürlich auch die Verfrühung durch Erwachsene. Man schätzt sie bei Jungen auf ca. 20% der Gesamtzahl. Diesen Dingen muß man in aller Behutsamkeit und ohne jede Falschanschuldigung sorgfältig nachgehen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.06.2003