Frage: Hörverarbeitungsstörung...einfach aussitzen?

Lieber Dr. Posth, bei unserer Leonie ( wird 5J.) wurde vom Pädaudiologen eine Hörverarbeitungsstörung festgestellt. Als Ursache wurde mir eine Reifeverzögerung des Gehirns genannt. Wir sollen nun eine spez. Hörtherapie beim Logopäden machen. Leonie hängt insgesamt ca. 1 Jahr hinterher, bes. motorisch und in emotionaler Hinsicht. Sie macht seit ca. 6 Monaten Ergotherapie, was ihr auch Spass macht. Alle Entwicklungsschritte kommen, aber eben zeitverzögert. Am liebsten würde ich diese Hörtherapie nicht machen lassen, da Leonie Angst vor Kopfhöhrern hat und ich ihr generell auch zu viele Therapien ersparen möchte. Ich hätte gerne Ihre Meining, ob sich die Diagnose "Hörverarbeitungsstörung" ev. auch von alleine geben kann, nämlich dann, wenn das Gehirn "reif" genug ist. Gibt es vielleicht auch Entwicklungsanregungen fernab irgendwelcher Therapien, die ich ihr anbieten kann? Sie soll übrigens auch erst in zwei Jahren eingeschult werden. Vielen Dank für Ihre Meinung und Anregung.

Mitglied inaktiv - 21.09.2009, 08:06



Antwort auf: Hörverarbeitungsstörung...einfach aussitzen?

Hallo, das, was Ihr Pädaudiologe meint, nennt sich auditive Wahrnehmungsstörung. Es gibt ganze Bücher darüber, die sich damit beschäftigen, was das für ein Kind bedeutet und was es dagegen zu tun gibt. Wie auf allen Gebieten, die medizinisch noch so uneindeutig sind, tummelt sich darum ein Markt phantsievoller Therapieangebote, die für gutes Geld zu haben sind. Bewiesen ist so gut wie nichts. Daher zaheln die Krankenkassen das meiste auch nicht. Es gibt tatsächlich Hörtrainingmethoden, die von der Logopädie angeboten werden und die bezahlt werden. Was sie bringen, ist unklar. Wahrscheinlich genügt eine Musikfrühföderung und bringt das gleiche Ergebnis. Sicher reift das Gehirn weiter, aber es ist nicht sicher, dass es den Fehler, so er denn tatsächlich besteht, dabei auch ausbügelt. Man weiß einigermaßen sicher, dass Kinder mit auditiver Wahrnehmungsstörung in der Schule häufiger Legasthenie zeigen. Entscheidend scheint aber zu sein, wie sich die Sprache entwickelt. Bleibt die unbeeinträchtigt, gibt es keinen Grund, überhaupt irgendetwas zu tun. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.09.2009