Frage: Hochbegabt, Frühbegabt? (sorry, lang)

Lieber Herr Dr. Posth, Mein Sohn (2 Jahre und 8 Monate alt) war schon als Baby sehr anspruchsvoll. Er hatte heftige 3-Monats-Koliken, wollte immerzu beschäftigt werden und hatte mit 15 Monaten einen Wortschatz von ca. 50 Wörtern. Ich dachte eigentlich immer, er sei (vor allem sprachlich) nur etwas weiter entwickelt als die mir bekannten Gleichaltrigen, aber in letzter Zeit sagten mir verschiedene Leute, dass er vielleicht hochbegabt oder frühbegabt sein könnte. Darunter eine befreundete Grundschullehrerin, die sich ein bisschen mit ihm beschäftigt hat. Nun weiß ich gar nicht, wie ich mich in verhalten soll. Wie finde ich heraus, ob mein Sohn wirklich hochbegabt ist und wie muss ich mich dann verhalten, ihn besonders fördern? Und wie? Deshalb wollte ich Sie um Ihren Rat bitten und damit sie sich ein besseres Bild machen können, beschreibe ich Ihnen mal ein paar Verhaltensweisen: • Bei der U7 bezeichnete der Kinderarzt das Sprachvermögen meines Sohnes als absolut außergewöhnlich. Mittlerweile spricht er genau wie ein Erwachsener, auch mit typisch erwachsenen Redefloskeln. Allerdings hat er manchmal Schwierigkeiten mit der Vergangenheitsform unregelmäßiger Verben. • Er erkennt und benennt sämtliche Automarken anhand ihres Logos bzw. Schriftzuges, auch ausgefallene Marken wie Toyota oder Daihatsu. • Er kann eine ganze Reihe Dinosaurier mit ihrem lateinischen Namen benennen. • Merkwürdigerweise merkt er sich auch die Namen von Medikamenten, wie Mitosyl-Salbe oder Otriven-Nasenspray. • Bei allen diesen Dingen fragt er so lange nach, bis er sie weiß. Das tut er ohnehin den ganzen Tag bei allen Dingen. Eigentlich interessiert er sich für alles – das kann manchmal recht anstrengend sein. • Er ist sehr an Musik interessiert. Er war noch keine 2 Jahre alt, da erkannte er nach einem Karibikurlaub bei jedem Musikstück, ob es sich um Merengue, Bachata oder Salsa handelte. Manchmal hört er sich ausdauernd CDs mit lateinamerikanischer Musik an und versucht die spanischen Texte auswendig zu lernen (bzw. das, was der daraus hört). Diverse Kinderlieder oder das Alphabet kann er ohnehin auswendig. Und nun fragt er dauernd, wann wir wieder in die Dominikanische Republik fahren, weil es dort so schöne Musik gibt. • Er hat scheinbar ein ausgeprägtes Merkvermögen für Orte und Begebenheiten. Wenn wir eine bestimmte Stadt nach Monaten wieder besuchen, sagt er z.B.: „Hier waren wir schon mal, da war ein Gewitter und wir haben Backfisch gegessen“ ohne dass wir diese Dinge vorher erwähnt hätten (meist haben wir selbst gar nicht mehr an so etwas gedacht). Das ist jetzt nur ein grober Querschnitt. Meinen Sie, diese Verhaltensweisen deuten auf eine besondere Begabung hin oder sind sie noch im Rahmen des „Normalen“? Wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber ein ganz normales Kind. Man hört bei Hochbegabten immer von so vielen Problemen (mangelnde soziale Kompetenz etc.). Ansonsten ist mein Sohn eigentlich wie andere Kinder mit starkem Willen und ausgeprägten Trotzanfällen. Er spielt und tobt gerne und baut sehr viel „Mist“, weil er alles ausprobieren muss. Teilen Sie mir bitte Ihre Meinung mit und entschuldigen Sie die sehr lange Ausführung. Vielen Dank und herzliche Grüße, Mary

Mitglied inaktiv - 07.09.2004, 15:50



Antwort auf: Hochbegabt, Frühbegabt? (sorry, lang)

(Stichwort Frühbegabung) Liebe Mary, die sprachliche Entwicklung Ihres Sohnes scheint ja tatsächlich ausgesprochen weit zu sein. Sprache ist aber erst einmal nur ein Teil der Gesamtleistung des menschlichen Gehirns. Dazu zählt auch das Erinnerungsvermögen oder die Wiedergabe von Sachverhalten. Einen Intelligenztest für Kinder gibt es frühestens ab 4-5 Jahre. Gehen Sie am besten ganz natürlich mit Ihrem Sohn um, und betonen Sie bei anderen Leuten nicht seine Fähigkeiten. Die Leute merken es ohnehin von selbst. Aber mit Ihrem Reden könnten Sie Neid und Mißgunst hervorrufen. Das schadet dann auch dem Kind. Ich spreche ja lieber von Frühbegabung, denn vieles relativiert sich mit der Zeit, wenn die anderen Kinder aufgeholt haben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.09.2004



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