Frage: Hilfe, mein Kind ist komisch!

Hallo Herr Dr. Posth, natürlich meine ich die Überschrift nicht böse, ich liebe mein Kind über alles, trotzdem kann ich sein Verhalten nicht ganz deuten. Daniel (3,5), seit Januar im KiGa, ist zu Hause und auch bei Erwachsenen ein aufgeschlossenes, fröhliches, lebhaftes Kind, das viel erzählt und auch mit allen redet. Im KiGa gefällt es ihm gut (sagt er), er spielt zu Hause alles nach, erzählt vom KiGa und geht auch gerne hin, wenngleich er am Wochenende manchmal sagt, er sei heute gerne zu Hause. So, nun zu meinem "Problem": Alle Kinder im Kiga, die eingewöhnt sind (auch die Kleinen), gehen in der Früh alleine auf die Erzieherin zu, manche auch gleich zu den anderen Kindern. Meiner nicht. Da hilft auch gutes Zureden nicht, er will an der Tür abgeholt werden. Ich stehe in der Früh immer recht blöd da, da die Erzieherinnen nun nicht mehr ständig kommen. Sie fordern ihn auf, zu ihnen zu kommen und mitzuspielen, aber Daniel geht einfach nicht. Er weint nicht, will nicht heim, steht einfach nur da und wartet. Im Kiga selbst macht er fast nirgends mit, es sei denn er steht im Mittelpunkt oder hat irgendeinen Dienst. Die anderen Kinder sind so freundlich zu ihm, grüßen ihn, fordern ihn auf, reinzukommen, aber meiner ist ein richtiger Muffel. Ich kenne ihn so gar nicht und schön langsam wird mir das peinlich. Er sagt nicht hallo, nicht auf Wiedersehen, obwohl er das in jedem Geschäft tut. Ich will nicht, dass er meint, ich erwarte zuviel von ihm, andererseits müßte sich das doch schön langsam legen, oder? Viele Grüße Chrissie

Mitglied inaktiv - 16.03.2004, 10:26



Antwort auf: Hilfe, mein Kind ist komisch!

Liebe Chrissie, es wäre zu überlegen, daß Ihr Sohn nur auf einem Ritual besteht, um seine Anfangsschwierigkeiten im Kindergarten zu überwinden. Rituale sind generell im Kindesalter wichtig, wenn schwierige Momente, denen nicht auszuweichen ist, zu überwinden sind. Aus solchen Ritualen können sich im schlechteren Fall eines Tages regelrechte Zwänge entwickeln. Besaß Ihr Sohn in der Loslösungsphase auch schon solche Beharrlichkeiten? Will man solche Zwangsverhaltensweisen einfach durchbrechen, muß man damit rechnen, Angst bei dem Betroffenen zu erzeugen. Um der Angst zu entgehen, wehrt sich das Kind dann massiv und man erreicht genau das Gegenteil. Aber man sollte auch Zwänge nicht ausufern lassen. Man muß ihnen behutsam entgegensteuern, in dem man dem Kind Ausweichsmöglichkeiten und Alternativen anbietet. Z.B. könnte man ihm bei der morgendlichen Übergabe gleich einen kleinen Auftrag geben, den er bei den Erzieherinnen zu erledigen hat. Dann kann er dabei "guten Tag" sagen (alles vorher verabreden, damit nichts schief läuft). Oder man schwört ihn eine auf einen kleinen "Talisman", der ihm in schwierigen Situationen hilft. Oder er soll ein ihm lieb gewonnenes Spielzeug mitbringen und es den anderen Kindern zeigen, usw. Auf jeden Fall muß man ihm irgendwie "über die Schwelle" helfen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.03.2004