Frage: handlungskompetenz

Lieber herr Dr. Posth, Auf der Uni habe ich mal gelernt, dass sich die Handlungskompetenz eines Menschens in den ersten vier Lebensjahren entwickelt. Wie kann man diese fördern? Einfach nur, das Kind alles alleine machen lassen? Auch wenn es dann dauernd frustrtiert ist? Vielen Dank! Ihr Forum ist echt toll!

von bebe.bluna am 10.04.2012, 09:21



Antwort auf: handlungskompetenz

Hallo ,die Frage, die Sie stellen, ist sehr umfassend, und ich hätte erwartet, dass der Dozent oder die Dozentin, die Ihnen das vorgetragen hat, auch gleich die Erklärung mitgeliefert hat. Denn was nützt eine solche Feststellung, wenn man kein Instrumentarium aufzeigt, wie man dieses Paradigma bedienen kann? Gut, es gibt einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Sie wollen jetzt die Praxis wissen. Ich müsste jetzt den "Gegenvortrag" halten. Denn einen so umfassenden Aspekt in der frühkindlichen Entwicklung, wie die Handlungskompetenz, lässt sich nicht in drei Sätzen besprechen. Daher verkürze ich das jetzt einmal auf die Frage des Selbstbewusstseins, das ja hier im Forum x-mal angesprochen worden ist und auch ein Stichwort hat. Selbstbewusstsein setzt poositive Selbstwirksamkeit voraus. Das Scheitern einer Handlung ist keineswegs nur die Erfahrung von Frustration. Es ist Ansporn, es erneut zu versuchen und in der Überwindung der erfahrenen Schwäche Stärke zu empfinden. Aus schwach mach stark! Aus dem Fehler lernen, wie man es richtig macht. Das bedeutet für die Eltern, das Kind trösten, ihm zeigen wie es richtig geht und es dann selbst wieder handeln lassen. Dadurch wird aus dem Scheitern ein kommunikativer Akt mit Hilfeleistung, was den Bindungsaspekt verstärkt und dem Kind Stolz bereitet. Handlungskompetenz ist also ein Teilaspekt des Selbstvertrauens. Die rein emotionalen Grundlagen hierfür liefert das Urvertrauen in die Bindungs- oder Bezugsperson, die dabei behilflich ist, aus den eigenen unvermeidlichen Schwächen immer wieder Stärke zu entwickeln. Das Kind lernt auf diese Weise, durch neue Versuche zum Ziel zu kommen und probleme zu lösen. Und er lernt außerdem, zu wissen, dass ihm Hilfe zuteil wird ohne Kritik und ohne Verächtlichkeit. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.04.2012