Frage: Häufiges Kreischen

Sehr geehrter Dr. Posth, Julius (14 1/2 Monate) war bis zum 11.LM ein "pflegeleichtes" Kind. Ende letzten Jahres fing es an, dass er sehr anhänglich bei mir war. Ich darf nicht aus dem Zimmer etc.,am liebsten wäre ihm, permanentes Tragen oder besser noch zurück in meinen Bauch. Dieses Verhalten hält sich bis heute. Zureden,er solle mitkommen, langsames Gehen dass er mich im Blick hat etc. helfen nicht. Er krabbelt kurz mit, dann gibt er auf,weint.Seit 8 Wochen kommt hinzu, das er sehr viel schreit/kreischt. Wenn er etwas will oder nicht will, etwas nicht schafft, seinen Willen nicht bekommt etc. Alles muss sofort sein. Er hat keine Geduld, ist sehr fordernd, impulsiv und so laut. Schon morgens beim aufwachen ist es ein Glückspiel. Rede ich ihn falsch an, kreischt er,schmeisst sich in die Decke. Schaue ich ihn falsch an, wird weitergebrüllt. Wenn ich ihn nicht richtig verstehe was er möchte wird er sauer und haut sich gegen den Kopf, schmeisst Sachen.Was nun tun? MfG und Dank

von quelius am 31.03.2014, 07:13



Antwort auf: Häufiges Kreischen

Hallo, es könnte sein, dass Sie hier zwei Dinge miteinander verwechseln, einmal ein ganz normales, entwicklungsgemäßes Verhalten und einmal ein etwas übersteigerte Reaktion durch hohe Impulsivität. Nun haben übersteigerte Reaktionen nicht selten auch etwas mit den Vorerfahrungen des Kindes zu tun, was bei einem jungen Kleinkind darauf schließen lässt, dass es in der Säuglingszeit schon Schwierigkeiten gegeben hat. Aber darüber schreiben Sie nichts. Das entwicklungsgemäße Verhalten ist die neuerliche große Anhänglichkeit (s. gezieltes Stichwort), die etwas mit dem Aufbrauch in die Loslösung zu tun hat und dem explorativen "Wagemut". Bei Ihrem Sohn kommt etwas erschwerend hinzu, dass er offenbar noch nicht läuft, und mit dem Krabbeln nicht mehr zufrieden ist. Das macht die meisten Kinder mehr oder weniger unzufrieden. Dafür sollte man Verständnis haben. Den Willen haben alle normal entwickelten Kinder jetzt entdeckt und versuchen ihn unbedingt durchzusetzen. Das hat etwas mit Selbsterfahrung oder Selbstwirksamkeit zu tun (ebenfalls gezielter Suchlauf unter "erster Wille"). Die Impulsivität bringt es nun mit sich, dass Ihr Sohn schnell wütend ist, wenn ihm die Erfüllung des Willens versagt bleibt, und dass er diesen laut und zugleich vehement durchsetzt. Das mag aber zum Teil mit solchen Vorerfahrungen zu tun haben, denn ein Kind, das intensive Zuwendung und Bedürfniserfüllung im ersten Jahr erlebt hat, ist zumindest nicht impulsiver im Verhalten als von Natur aus veranlagt. Vielleicht sogar schon etwas umgänglicher. Versuchen Sie einfach, mit mehr Verständnis für seine Lage und größerer Geduld hinsichtlich seines aufbrausenden Wesens auf ihn zu zu gehen. Lenken Sie ihn rechtzeitig ab, beschwichtigen Sie ihn und zeigen Sie ihm, dass er Ihnen weiter vertrauen kann. Und lesen Sie bitte auch die vielen anderen Antworten zu dem Thema im gezielten Suchlauf. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 31.03.2014