1. Verzögert das Drehen in Mamas Haaren eigentlich die Loslösung, weil ja Mama und das Übergangsobjekt identisch sind (ähnlich wie beim Langzeitstillen)?
2. Können wir ihn regelrecht entziehen und ihn wieder auf sein ursprüngliches Übergangsobjekt, das Schnuffeltuch, verpflichten? Wenn er in seinem Schmerz über den "Haarverlust" nicht alleine ist, schadet das doch eigentlich nicht der Bindungsqualität oder dem aufgebauten Vertrauen, oder?
Danke,
Niki
Mitglied inaktiv - 08.02.2005, 13:48
Antwort auf:
Haare drehen (Fortsetzung)
Liebe Niki, die letzte Frage würde auch ich bejahen, d.h. der Entzug der Haare durch ein anderes attraktives Objekt ersetzt dürfte der kindlichen Seele nichts ausmachen. Das ständige Kontakthalten zu den Bezugspersonen, und damit komme ich zur ersten Frage, ist nicht dasselbe wie das Langzeitstillen. Es ist schon ein Unterschied, ob das Selbstobjekt Mutter in Säuglingsform erhalten bleibt, als Stillmutter, oder als eigenständige Person, die man anfaßt. Ja gerade darin verbirgt sich ein Reifeschritt. Aber Sie haben recht mit der Feststellung, daß das Übergangsobjekt Mutter in personam sicherlich eine gewisse Loslösungsschwierigkeit darstellen kann. Ist das Kind aber in der Lage, dieselbe Habituation (Gewohnheitshandlung) auch z. B. beim Vater befriedigend zu erleben, signalisiert es ja damit seinen Fortschritt in Richtung Loslösung. Gestilltwerden vom Vater geht aber grundsätzlich nicht.
Nun ist natürlich noch die Frage zu stellen, ob solche Habituationen überhaupt mit dem Übergangsobjekt gleichzusetzen sind. Da muß man schon genau hinsehen. In den meisten Fällen wird das nämlich nicht der Fall sein. Sorry, ein bißchen kompliziert ausgedrückt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 11.02.2005