Frage: Guter Leserbrief im Kölner Stadt-Anzeiger

Hallo Herr Dr. Posth, mir hat Ihr Leserbrief im Kölner Stadt-Anzeiger zur Problematik eines Kindergartenbeginns mit zwei Jahren sehr gut gefallen! Vielleicht haben Sie ja noch ein paar mehr Leute zum Nachdenken gebracht... (Eine Frage habe ich heute nicht.) Herzliche Grüße Cordula

Mitglied inaktiv - 05.09.2005, 10:26



Antwort auf: Guter Leserbrief im Kölner Stadt-Anzeiger

Liebe Cordula, vielen Dank für Ihr Lob. Ich hoffe, es ist mit den knappen Worten, die einem bei einem Leserbrief erlaubt sind, mein Anliegen herüber gekommen. Neben der kindlichen Problematik, die meines Erachtens viel zu wenig Beachtung findet, ging es mir aber auch darum, darauf hinzuweisen, daß Alternativen zu schaffen sind. Keine Mutter sollte in den ersten Lebensjahren ihres Kindes ganz auf sich allein gestellt bleiben. Die Anstrengungen, die das Großziehen von Kindern macht, sind nicht in Abrede zu stellen. Ein Frau, die mit dieser Aufgabe ganz oder weitgehend allein gestellt ist, knickt leicht unter der Belastung ein. Vor allem, wenn sie auch noch dazu verdienen muß. Die Väter machen sich im Kinderzimmer bekanntermaßen immer noch viel zu sehr rar, und sie fehlen Müttern wie Kindern für die wichtige Aufgabe der Loslösung. D.h. es muß überall Anlaufstellen geben, die solche sozialen Probleme auffangen. Und es muß in der Sozialpolitik dieser Mißstand überhaupt erst einmal richtig wahr genommen werden, damit genügend Gelder zur Verfügung gestellt werden, Teilzeitarbeitsmodelle für Eltern von kleinen Kindern zu schaffen und die Familien finanziell zu unterstützen. Andererseits müssen die Familie und das Kind im Ansehen der Bevölkerung wieder steigen, damit beidem, Kind und Familie, -gemäß unserer Verfassung- der grundlegende existenzielle Wert in der Gesellschaft erhalten bleibt. Materielles und Ideelles müssen auf diese Weise weiter in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Diskurses gerückt werden. Verpaßt Deutschland da den Zug, sieht für seine Zukunft nicht rosig aus. Alle 2-jährigen in eine Institution zu packen, die überdies weder sachlich noch methodisch dafür genügend ausgerüstet ist, ist absolut kontraprodutiv. Das einzige, was mit so kleinen Kindern zu machen ist, ist die frühe Fremdbetreuung verbunden mit einer vom Kind akzeptierten Ersatzbezugsperson. Es gibt also Lösungen, die auch mit der Entwicklungspsychologie einigermaßen konform gehen. Man muss sie nur schaffen. Ein veraltetes Familienmodell kann nämlich nicht die Lösung sein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.09.2005