Frage: Grausame Phantasie

Hallo Herr Dr. Posth, ist es 'normal' für einen 4jährigen jungen, eine merkwürdig grausame Phantasie zu haben? Abgesehen von den Sätzen 'ich mach dich tot' etc., die ich auch von einigen anderen kindern im kiGa kenne, schmeißt mein Sohn in seiner Phantasie ein anderes Kind oder die Erzieherin, oder die Oma etc. ins Feuer, dass sie verbrennt (der KiGa hatte zu Weihnachten Hänsel und Gretel im Programm), die Augen werden auseinandergerissen, jemand wird ins Wasser geschmissen und ist dann tot, mit Stöcken vermöbelt etc. Ich halte meinen Sohn eigentlich für ein freundliches Wesen, er hat Kontakt zu anderen kindern, er ist fröhlich, singt, lacht, redet sehr viel. Phantasievoll war er immer schon, er hat früh selbst Geschichten erzählt etc. Aber seit einiger zeit hat er immer die 'Polizei-Dienstwaffe' griffbereit, mit der er die andern totschießt, und er ist oft ein feuerspeiender Drache, der die anderen verbrennt. Was sagen Sie dazu? Danke für Ihren Rat.

Mitglied inaktiv - 16.02.2009, 20:32



Antwort auf: Grausame Phantasie

Hallo, nein, das ist sicher nicht normal und es gilt zu ergründen, woher Ihr Sohn diese Fantasieinhalte hat. Zwar erfahren die Kindergarten schon im alltäglichen Geschehen, dass es das Phänomen "tot" als Eigenschaft von Objekten gibt, aber sie verbinden damit nichts, außer einem unbestimmten Fortsein. Sie verbinden keineswegs damit, dass das Totmachen ein Ausdruck der Aggression ist. Das kommt von Erzählungen her oder von Mediendarbietungen. Guckt Ihr Sohn fern oder sieht er schon Video/DVDs mit? Das Märchen Hänsel und Gretel bietet inhaltlich mehr als nur die Backofenszene mit der Hexe. Ihr Sohn bleibt aber darauf fixiert. Und auseinandergerissene Augen stammen aus fiktionalen Geschichten und nicht aus Märchen. Auch die Prügelinhalte müssen einen anderen Hintergrund haben. Pistole, Polizist und feuerspeiender Drache wiederum könnten auch Ausdruck siner Bedürfnisse nach Schutz verraten. Um Ihnen weiter zu helfen, müssten Sie mir mehr über Ihre Familie erzählen und über Ihre gemeinsame Freizeitgestaltung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.02.2009



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