Frage: Geschwisterdynamik

Hallo Dr.Posth, wir haben 3 Töchter (5J.,3J. und 15Mo.) Wir überlegen unsere Familie mit einem 4.Kind zu vervollständigen. Allerdings sind unsere zwei älteren eher schwierige Temperamente und wir haben zur Zeit auch nur zwei Kinderzimmer.Wir sind aber mit jedem weiteren Kind über uns hinausgewachsen. Jetzt zu meinen Fragen, hebt sich eigentlich bei vier Kindern d. "Sandwichproblematik" auf ? Oder hätten wir dann zwei Sandwichkinder ? Und wie verhält es sich mit d.Auswirkungen eines weiteren geschwister ? Die Kinder müssen doch immer mehr elterl. Aufmerksamkeit teilen ? Ist das nicht eher nachteilig ? Wir haben kein großes Netzwerk, leben in einer Großstadt weit entfernt von den Großeltern, so dass sich die Aufmerksamkeit d.Kleinen eher auf uns konzentriert. Vielleicht können sie als Vater von vier Kindern etwas dazu sagen ? Viele Grüße Tiffy

von Tiffy1178 am 24.02.2014, 07:41



Antwort auf: Geschwisterdynamik

Hallo, das kann ich durchaus. Mit 4 Kinder sind tatsächlich 2 Kinder sog. Sandwichkinder. Das älteste Kind neigt leicht zu parentifizieren, weil es sich viel um die jüngeren Geschwister zu kümmern hat und sich auch so versteht. Es erlebt, wie stark die Mutter mit 4 oder noch mehr Kindern belastet ist und versucht (wenn es gut sozialisiert ist) ihr zu helfen. Das letzte Kind ist meist ein leicht verwöhntes, weil ältere Geschwister auf es Rücksicht nehmen (müssen), und die Eltern seinen Benjamin-Status genießen. Aber dann kommt es auch noch auf die Geschlechterverteilung an und sicher auch auf die Verteilung des Lebensraumes ist der Wohnung oder dem Haus. Man muss also jede Familie einzeln betrachten. Während die Mutter die Bindung mit dem jeweils jüngsten Kind meist noch gut hinbekommt (sie stillt oder füttert überwiegend, schmust viel, pflegt, trägt herum, managed die Nächte usw.), wird das Loslösunggeschehen bei immer mehr Kindern immer schwieriger. Die Väter sind also sehr gefragt und müssen sich viel einfallen lassen, Ihre Gunst gerecht auf die jeweiligen Geschwister zu verteilen. Für große Familien braucht es immer auch starke Väter. Ich glaube, das war schon immer so. Aber früher, viel früher, als Arbeit und Familie noch nicht so hart getrennt waren wie heutzutage, gelang das auch. In der modernen Familie ist es ein richtiger Kraftakt, und als Mann in der Arbeitswelt bekommt man dafür keinen Teppich ausgebreitet. Ich würde Sie aber beglückwünschen zu Ihrem Entschluss, denn jedes Kind ist es um seiner selbst willen wert, auf die Welt zu kommen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.02.2014