Frage: geistige Entw. / Motorik

Hallo Herr Posth, meine Tochter ist 9 Monate alt und krabbelt noch nicht. Sie rollt sich zwar durch die Wohnung (mal mehr, mal weniger) , sie stützt sich auch auf dem Bauch liegend mit den Armen gut ab, aber sie macht überhaupt keine Anstalten vorwärts zu kommen. Sie dreht sich auch nicht um die eigene Achse, wenn sie auf dem Bauch liegt (außer auf der Wickelunterlage). Oft fängt sie an, wie ein Maikäfer mit Armen und Beinen zu strampeln, als wenn sie so vom Fleck wegkommen würde. Dabei fängt sie ganz fürchterlich an zu schimpfen. Das alles ist ja noch nicht mal so schlimm. Aber seit einiger Zeit zieht sie sich vom Liegen an ihr hingehaltenen Fingern hoch zum Sitzen und weiter zum Stehen. Und dann setzt sie einen Fuß vor den andren und läuft los. Über die Feiertage ist es "ausgeartet", weil alle Familienmitglieder voll draufeingegangen sind und sie nur ihren Willen erfüllt bekommen hat. Außerdem hat sie in dieser Zeit gelernt, sich vom Sitzen am Couchtisch o.ä. hochzuziehen. Hinsetzen kann sie sich allerdings auch nicht von allein. Und nun sind die Feiertage vorbei und ich bin wieder allein mit ihr und muß mit ihr klarkommen. Sie will natürlich ausschließlich stehen und laufen, was sie allerdings ja noch nicht soll, weil sie es nicht alleine macht. Mein Kinderarzt hat mir geraten, sie einfach auf den Boden zu legen, ihr Spielzeug zu geben und sie einfach mal mit sich selbst beschäftigen zu lassen. Und das scheint für sie der absolute Horror zu sein. Sie bewegt sich gar nicht mehr, rollt auch nicht umher und weint nur noch ganz fürchterlich. Richtig dicke Krokodilstränen. Wie soll ich nun damit umgehen? Verletze ich nicht ihr Vertrauen, wenn ich sie so alleine lasse und nicht auf ihren Willen eingehe? Außerdem scheint wohl ihr Kopf weiter zu sein, als ihre Motorik, so mein Kinderarzt. Sie will also mehr, als sie kann. Aber wie kann man ihr dabei helfen, sich auch motorisch der geistigen Entwicklung entsprechend zu verhalten? Ich bin etwas frustiert, weil ich meiner Tochter gerne ihren Wunsch nach mehr Bewegung und Erkundung erfüllen möchte, ihr aber zugleich auch nicht das Lernen abnehmen möchte. Sie soll ja auch ein Erfolgserlebnis haben, wenn sie etwas von ganz allein geschafft hat. Ich möchte sie ja nicht verwöhnen, indem ich ihr so schwierige Entwicklungsschritte abnehme. Aber sie so leiden lassen kann ich auch nicht. Das bricht mir das Herz. Ich würde mich sehr über einen Rat freuen. Viele liebe Grüße Katja mit Chiara

Mitglied inaktiv - 05.01.2004, 21:51



Antwort auf: geistige Entw. / Motorik

Liebe Katja, was für ihre Tochter wichtig wäre, ist die Fähigkeit in der 4füßlerstand zu gelangen und aus dieser Position heraus das Hinsetzen und Krabbeln zu lernen. Sie an zwei Händen soviel laufen zu lassen, war wahrscheinlich kein guter Ratschluß. Versuchen Sie Ihren KiA davon zu überzeugen, daß 10 Krankengymnastikstunden auf neurophysiologischer Basis nach Bobath ihrer Tochter sehr gut täten. Denn die Klippe im Moment ist noch nicht die Entwicklung in den Stand, sondern die Entwicklung zum 4füßlerstand. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 08.01.2004