Frage: Gefuehle

Lieber Dr Posth, wie spricht man am besten mit einem gerade 4 jaehrigen ueber Gefuehle? Wir fangen ganz behutsam an. Unser Problem ist weiterhin seine Impulsivitaet. Wenn er haut frage ich ihn, wie er glaubt dass der andere sich fuehlt. Ich frage wie er sich fuehlt. Ich sage wie ich mich fuehle. Die Beschreibung der Gefuehle des anderen sind korrekt (traurig, sauer). Was er fuehlt, wenn er haut kann er nicht ausdruecken (zuviel verlangt?). Ich frage auch, ja willst du denn das xy traurig ist? Antwort: ja. Wobei ich das Gefuehl habe, er will einfach nicht mehr reden und sagt irgendwas... Induktion ok (spendet Trost, sagt sorry), wobei ich das Gefuehl habe, dass er das tut, weil es erwartet wird. Empfindet Mitleid, starker Gerechtigkeitssinn. Haben Sie noch Tipps? Gruss Christiane

Mitglied inaktiv - 26.11.2007, 07:02



Antwort auf: Gefuehle

Stichwort: Gewissensentwicklung Liebe Christiane, Ihre Frage zielt in Richtung der Entwicklung von Moral und Gewissen. 4-jährige fangen an, ihre Gefühle zu reflektieren und durch worte auszudrücken. Das erspart bis zu einem gewissen Grade den starken Affekt. Allerdings hängt das sehr von der Veranlagung zur Impulsivität ab und sicher auch von den Vorbildern, denen das Kind ausgesetzt ist. Aber es ist noch ein großér Unterschied zwischen der Erfahrung und Benenung der eigenen Gefühle (Mentalisation von Gefühlen) und denen der anderen Menschen. Zwar begreift das Kind in diesem Alter, dass es dem anderen Kind schadet und ihm weh tut, wenn es es schlägt oder ihm gewaltsam etwas fortnimmt, aber der Weg bis zu einem präventiven Handeln in Form der Unterlassung ist noch nicht gegangen. So sagt das Kind jetzt richtig, das andere Kind sei traurig oder habe jetzt "Auaweh" (Schmerz), aber das Mitleid ergeht sich einstweilen nur in Trösten im Nachhinein (Induktion). Ein Bedauern der eigenen Handlung oder gar eine Reue, es getan zu haben, das alles kommt erst schrittweise im nächsten Jahr (mit der Ausbildung des Gewissens). Ein Gefühl mit Worten beschreiben kann ein Kind noch nicht, was nicht heißt, dass es das passende Adjektiv nicht richtig verwendet. Aber darauf kommt es ja gar nicht an, entscheidend ist die richtige Zuordnung und die richtige Reaktion. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.11.2007