Ich merke, dass aufgrund von wenig fam. Ressourcen, ich immer mehr an meine Grenzen stosse. Da Fremdbetreuung nicht in Frage kommt, machen ich und mein Mann alles alleine. Da wir sehr auf sofortige Bedürfn.befr. achten, sind wir nunmehr nach 17 Mt. ziemlich K.O. Frage: habe nun mehrmals die Nerven verloren und meine Tochter "härter angefasst" . Bsp: beim Tragen fester gehalten, in die Schaukel umgeduldig hinein gesetzt, in der Nacht auch mal "lieblos" weggelegt... Ich mache mir unsägliche Vorwürfe und wollte Sie zu Ihrer Meinung danach fragen. Ist es erlaubt als Mutter auch mal am Ende der Geduld zu sein? Stimmt es ausserdem, dass Kinder das alles merken und sich dann ungeliebt und unerwünscht vorkommen? Das wäre ja dann ganz schrecklich, erhöht aber den Druck zusätzlich für die Mutter massiv, wenn sie nicht auch mal Ueberforderung zeigen darf. Lieben Dank!
von
mamana
am 28.04.2014, 09:05
Antwort auf:
Geduld
Hallo, dieser Grenzgang zwischen Aufopferung für das Kind und Achtung auf die eigenen Bedürfnisse und Belastungsgrenzen ist für jede Mutter schwierig und das gilt ebenso auch für engagierte Väter. Es gibt dafür keine allgemeinen festliegenden Kriterien, was noch gut und richtig ist und was schon eigene Überforderung, denn jeder Mensch ist dazu unterschiedlich veranlagt und seine persönlichen Ressourcen sind in Abhängigkeit von seiner Gesundheit und vor allem auch von seinen eigenen Kindheitserfahrungen unterschiedlich groß.
Insofern gibt es immer ein ziemlich variables Gemisch aus ausgezeichneten Reaktionen der Eltern und weniger gelungenen. Das wird vom Kind auch so vertragen, wobei es wie ich meine etwa so zugeht wie auf einem Konto. Je mehr positive Erlebnisse und Erfahrungen das Kind mit seinen Eltern macht, desto höher ist sein Plus, sprich, desto funktiontüchtiger und belastbarer ist sein Belohnungssystem. Je weniger positive Erfahrungen gemacht werden und je mehr negative Erlebnisse sich ansammeln, desto ärmer fällt dieses Konto aus und das Bestrafungssystem (über die Angstmechanismen) potenziert sich. Dieses Kind ist dann auf Dauer immer weniger belastbar.
Daraus lässt sich ableiten, dass ein bisschen Ärger auf das Kind, ein bisschen Anmaulen und Schimpfen, die eine oder andere ungeduldige Reaktion oder hier und da ein unausweichlicher Zwang gegen den Willen des Kindes immer dann gut vom Kind verschmerzt werden, wenn das Konto insgesamt weit im Positiven sich bewegt. Und es kann durch richtige Reaktionen der Eltern danach (z.B. liebevolle Erklärungen oder Trost) auch wieder ins Positive neu erweitert werden. Wenn man das beherzt, kann man sich auch schon mal eigene Schwächen erlauben. Das Kind ist keinesfalls wie ein rohes Ei zu behandeln. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 01.05.2014