Frage: Fremdenangst

SgDr.Posth, Ja, unsere Jule war von anfang an sehr anhänglich,hat sehr stark gefremdelt (hat ziemlich geweint wenn ich bsp. duschen war)Wir haben sie,wenn irgendwie möglich nicht schreien lassen. Aber ich habe in den ersten zwei Jahren relativ wenig Fremdkontakte gehabt und auf viel Ruhe und Regelmässigkeit geachtet.Habe sie auch ungern anderen überlassen, weil ich meinte am Besten Ihre Bedürfnisse erkennen und stillen zu können.Habe ich sie da zu viel auf mich fixiert?Bezüglich der Fremdenangst verstehe ich Folgendes nicht: Sie kann durchaus eine ganze Geselschaft unterhalten und hat da gar keine„Fremden“Angst. Aber so unter Gleichaltrigen ist es eben schwer. Kann ich da nur abwarten?Eine grundsätzliche Frage noch:Wenn die Loslösung nicht gelingt.trotz groesster Mühe (gibt es so etwas überhaupt?)-was passiert dann? Entsteht dann Trennungsangst? Besten Dank für Ihre Einschätzung

Mitglied inaktiv - 16.06.2008, 07:52



Antwort auf: Fremdenangst

Hallo, Bindung und Loslösung sind natürlichen Prinzipien der psychosozialen Entwicklung. Wenn die individuellen Voraussetzungen stimmen, kommen beide Prozesse immer in Gang. Psychomotorisch retardierte Kinder und autistische Kinder machen natürlich nur rudimentäre, also unvollständige Prozesse durch. Aber das sind Sonderfälle. Wenn die Loslösung nicht in Gang kommt, weil der Vater fehlt oder ein Ersatzvorbild, dann kommt es zur erschwerten Loslösung (s. gezielter Suchlauf). Bezüglich des Angstverhaltens bei Kleinkindern gibt es hinsichtlich der die Angst bereitenden Personen schon Unterschiede. So ist die Angst vor etwa altersgleichen Kindern eher als eine frühe Form der Sozialangst zu werten, während die Angst vor Erwachsenen eher eine Fremdenfurcht ist. Ihr zugewandter Umgang mit ihrer Tochter im ersten Lebensjahr hat wahrscheinlich einen Fremdenfurcht verhindert. Die momentane soziale Komponente würde ich erst einmal als ein reines Reifungsphänomen betrachten, dass sich mit der Übung verbessert. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.06.2008