lieber herr dr.posth!
meine tochter hatte von geburt an täglich kontakt zu ihren großeltern.
mit ca. 3 monaten fing sie auf einmal damit an, bei ihrem großvater zu schreien.sie mußte ihn nur sehen - schon kreischte sie.kurz darauf schrie sie auch bei der großmutter...aber "nur", wenn diese sie auf den arm nehmen wollte.
als meine tochter dann ca.8 monate alt war, schrie sie wieder nur beim großvater und diese "abneigung" hielt an, bis sie ca. 3 jahre alt war.
mittlerweile schreit sie zwar nicht mehr, aber sie ist sehr distanziert zu ihm.
bei anderen personen bestand dieses problem nie.
die großeltern hatten (haben?) die meinung, das unsere tochter "komisch" ist und dieses verhalten nicht an ihnen liegt und nun frage ich mich, bzw. sie, ob es normal ist, daß ein baby grundlos auf einmal bei bekannten personen schreit, oder ob das auf ein verhalten dieser personen zurück zu führen ist?
viele grüße,
ev
Mitglied inaktiv - 27.06.2005, 08:09
Antwort auf:
fremdeln bei großeltern?
Hallo, grundlos ist ein solches Verhalten natürlich nicht. Der Säugling zeigt mit seiner Ablehnung anderen als der primären Bezugsperson gegenüber das Eingehen seiner primären Bindung. Diese ist weitgehend exklusiv, es sei denn, aus organisatorischen Gründen wird ein Ersatzbezugsperson eingeführt. Die Großeltern im Fall Ihrer Tochter gehörten offenbar nicht dazu, obwohl sie vielleicht häufig präsent waren. Vermutlich aber haben sie das Distanzbedürfnis Ihrer Tochter in der Fremdelphase, aber auch die Anhänglichkeit bei der beginnenden Loslösung nicht ausreichend respektiert und das hat dann dazu geführt, daß zumindest der Großvater jetzt nicht richtig anerkannt ist. Das Verhältnis wird übrigens nicht davon besser, wenn man diese realen Zusammenhänge, wie es häufig geschieht, innerlich ablehnt. Der Großvater braucht jetzt sicher viel Geschick, sich für seine Enkelin in Zukunft besser verfügbar zu machen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 27.06.2005