Hallo Herr Dr. Posh
Sohn 7 M scheint seit Geburt Probleme mit Anderen zu haben. Hat schon im KH nur geschrien sobald Andere um uns rum waren. Geburt verlief gut, jedoch wenige Std danach bei mir Komplik.und Not Op. Daher ca 10 Std von ihm getrennt. Er blieb beim Vater u. Großeltern. In dieser Zeit nur geschrien.
Die ersten Monate ebenso, sobald Andere auch Großeltern ihn auch nur kurz im Arm halten, schreit Kind. Habe ihn dann immer gleich zu mir genommen.
Vor 2 Mon Wendung. Kind lächelt viele an. Lässt sich rumtragen und bleibt sogar mal 2 Stunden allein bei Großeltern.
Jetzt fängt es allerdings wieder an das er alle erstmal skeptisch betrachtet. Den Großeltern geb ich ihn dann trotzdem meist gleich auf dem Arm. Dort bleibt er auch, dauert aber bis er auftaut und lächelt. Ganz allein bleibt er nicht mehr dort, fängt gleich an zu weinen .
Waren die anf. Probleme durch die Trennung im KH? Ist es ok ihn anderen auf dem Arm zu geben solang er nicht weint trotz Skepsis/fremdeln von ihm?
Vielen Dank
von
bellael13
am 16.06.2014, 08:15
Antwort auf:
Fremdeln/Anhänglichkeit
Hallo, es sind sicherlich nicht immer dieselben Ängste, die die Säuglinge erleben, wenn sie von ihren Bindungspersonen getrennt werden. Am Anfang ist es intuitive Urangst. Sie entspricht wahrscheinlich noch am meisten der Evolution des Menschen. Es ist einfach die Angst, ohne eine erwachsene Person dem Untergang ausgeliefert zu sein. Beim Fremdeln kommt eine andere Angst zum Tragen, nämlich die, die jetzt empfundene Bindungsperson zu verlieren oder von ihr fortgenommen zu werden. Bei der Anhänglichkeit geht es ganz anders darum, das sich selbst Entfernen von der Bindungsperson, was ja zum Beginn der Loslösung gehört und die Selbstständigkeit einläutet, als beängstigend zu erleben. Im einen wie im anderen Fall ist es richtig und wichtig, die Bindnung möglichst schnell wiederherzustellen und zu sichern, und prompt beruhigt sich der Säugling, sofern er sicher gebunden ist. Wurden aber Urangst, Fremdeln oder Anhänglichkit aus falsch verstandenen Gründen einer frühzeitigen Erziehung missachtet, bleibt ein Stück der Angst zurück und verstärkt die Angst auf der nächsten Stufe.
Was man davon abzutrennen hat, ist die natürliche Veranlagung zu Angst bei einem Kind. Da spielen Gene und Hirnfunktionen eine Rolle. Aber auch diese Angst kann man nicht mindern, in dem man das Kind verstärkt der Angst aussetzt, um einen Lernprozess zu erreichen. so etwas ginge nur später, wenn die Kognition soweit ist, in Form einer Desensibilsierungstherapie. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.06.2014