Frage: fremde Menschen

Sehr geehrter Dr. Posth, meine Tochter,knapp 2 Jahre ist ein ausgeglichenes, fröhliches und Kind. Was mich zum nachdenken bringt, ist die Situation, daß sie kaum sind wir bei Leuten zu Besuch oder auch auf einer größeren Feier, bereits nach ein paar Minuten zu Fremden Kontakt aufnimmt und auf den Schoß möchte. Während unserem Aufenthalt kommt sie ein paar Mal zu meinem Mann und mir zurück aber im allgemeinen, hält sie sich mehr bei anderen auf, besonders bei Männern. Abgesehen von meinem Mann, der sich auch super kümmert, haben wir kaum Männer in der Verwandschaft. Ich sorge mich, ob sie nicht genug Zuwendung von mir bekommt ... Allerdings hat sie zu Hause kaum Zeit zu kuscheln und ähnliches, sie spielt sehr selbständig und ich erledige meinen Haushalt und Garten alles mit ihr zusammen. Sie kommt damit gut zurecht und möchte immer helfen. Natürlich nehme ich mir auch Zeit zum kuscheln und Buch lesen aber sie beschäftigt sich schnell wieder ohne mich. Wie ist das einzuschätzen

Mitglied inaktiv - 30.08.2010, 12:13



Antwort auf: fremde Menschen

Hallo, es gibt, das habe ich auch schon öfter beobachtet, diese Kinder, die ganz offensichtlich nicht so deutliche Bindungsverhaltensweisen entwickeln wie andere. Diese Kinder sind zumeist dann sehr neugierig auf alles Neue und vor allem auch auf neue Menschen. Sicher muss man sie abgrenzen von denen, die eine unsicher vermeidende oder gar desorganisierte Bindung eingegangen sind. Aber diese Kinder wirken ganz anders, nämlich bedrückt, benötigen die fremden Personen, um sich Bindungsgefühle zurückzuholen, die ihnen fehlen, und sie sind launisch und widersprüchlich in ihrem Verhalten. Man merkt ihnen an, dass etwas bei ihnen schief gelaufen ist. Außerdem stimmt bei diesen Kindern das soziale Umfeld nicht, was allerdings nicht immer gleich erkenntlich ist. Bei Ihnen ist das anders, und Ihre Tochter gehört dann wohl zu den sehr offensiven und extrovertierten Menschen. Ist sie etwas älter, müssen Sie sie vorsichtig warnen vor Menschen, die ihr Verhalten missverstehen wollen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.09.2010