Frage: Fremdbetreuungszeiten

Hallo Dr. Posth, trotz Berufstätigkeit geht mein Sohn (4,4 Jahre) seit einem Jahr in einen Kiga, der "nur" bis mittags geöffnet hat. Dadurch bedingt müssen wir gut organisieren und haben auch Stress, dass z.B. immer rechtzeitig Mittagessen fertig ist. Aber ich bin so zufrieden, weil ich persönlich meine, dass ein Kind in dem Alter am Nachmittag nach Hause gehört. Bzw. ICH hätte in dem Alter zu Hause sein wollen und das übertrage ich vielleicht ungewollt so auch auf meinen Sohn... Nun habe ich Freundinnen, die nicht arbeiten, deren Kinder aber im Ganztages-Kiga sind und die über meinen selbstgemachten Stress ein wenig lächeln. In einem Buch (Kinder im 5. Lebensjahr) hatte ich gelesen, dass Kinder nicht die meiste Zeit ausschließlich unter Kinder sein sollten, sondern auch den direkten Kontakt mit den Eltern brauchen um sich sozusagen direkter mit Fragen und Anregungen austauschen zu können. Gibt es dazu überhaupt Untersuchungen? Schließlich sind solche Ganztagesbetreuungen in anderen Ländern auch üblich und die Kinder werden nicht zu Schwerverbrechern... Womit ich auch noch einmal klarstellen möchte, dass es völlig O.K. aus meiner Sicht ist, bei ganztägiger Berufstätigkeit (kann man sich ja schließlich nicht immer aussuchen) auch das Kind ganztägig unterzubringen. Trotzdem würde mich interessieren, was Sie dazu meinen, wenn man die Wahl zwischen ganztägiger und halbtägiger Betreuung hat. Vielen Dank schon einmal im Voraus! Andrea

Mitglied inaktiv - 12.11.2003, 16:00



Antwort auf: Fremdbetreuungszeiten

Liebe Andrea, maßgeblich sollte sein, was sich das Kind selbst aussuchen würde. Ich vermute, es würde Halbtagsbetreuung wählen und den Nachmittag lieber zu Hause verbringen. Es ist schon richtig, daß die Familie als kleinste gesellschaftliche Einheit eine wichtige Aufgabe in der Sozialisation hat. Eigentlich kommt in der Soziologie die Familie noch vor der Gruppe, und so empfinden es sicherlich auch die Kinder selbst. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.11.2003