Frage: Frage zu Höflichkeit

Sehr geehrter Dr. Posth, mich würde sehr Ihre Meinung zum Erlernen von Höflichkeitsfloskeln wie "bitte"/"danke"o."hallo"/"tschüs" interessieren.Wir persönlich finden diese Dinge v.a. im Hinblick auf später wichtig, würden unseren 3-jährigen Sohn jedoch nie zwingen sie zu benützen.D.H. wir fordern unseren Sohn zwar immer dazu auf z.B. danke zu sagen, wenn er es dann aber nicht sagt,darf er das Angebotene oder Geschenkte trotzdem nehmen und wir sagen dann danke.Jetzt haben wir aber schon desöfteren mitbekommen, wie andere Eltern ihre Kinder die Süßigkeiten oder ähnliches nur nehmen haben lassen,wenn sie danke gesagt haben, sagen sie es nicht, dürfen sie die Sachen nicht nehmen.Sie sind der Meinung, dass die Kinder das nur so lernen würden.Meine Freundin hat auch zu uns gesagt,dass das ja inkonsequent von uns wäre,wenn wir unseren Sohn die Sachen trotzdem nehmen lassen würden auch wenn er trotz unserer Aufforderung nicht danke gesagt hat.Wie sehen sie das?Vielen Dank für Ihre Meinung!!

Mitglied inaktiv - 03.05.2010, 09:04



Antwort auf: Frage zu Höflichkeit

Stichwort: Höflichkeitsformen Hallo, beinahe wichtiger als jede Aufforderung ist das gute Vorbild. Höflichkeitsformen dienen der aggressionsfreien Verständigung der Menschen untereinander. Unhöfliches Verhalten ruft bei Menschen, die sich schlecht unter Kontrolle haben, Wut und Aggressivität hervor. So gesehen ist Höflichkeit längst nicht nur eine Fage des "guten Geschmacks und der guten Sitten", sonder ein echter Überlebensvorteil (im biologisch-evolutorischen Sinn betrachtet). Aber man muss unterscheiden, in welchem Alter und auf welchem Entwicklungsstand sich das Kind befindet, von dem wir Höflichkeit erwarten. Kleinkinder unter 6-7 Jahre stehen noch viel zu sehr unter dem hierarchischen Gefälle zwischen Erwachsenem und Kind. Sie trauen sich gar nicht zu, in gebührender Weise danke sagen zu können. Bei "bitte" ist es etwas leichter, weil "bitte" sagen das Haben ermöglicht. Das "danke" sagen aber ist zunächst reine Floskel, die vom Kind nicht verstanden wird. Warum sollte es dankbar sein, wenn seine Bitte schon richtig verstanden worden ist. Was "die anderen Eltern" machen ist ein Einstudieren von Automatismen, was nur deswegen so gut gelingt, weil am Ende des verbalen Austauschs ein Gewinn winkt. Prinzipiell ist das operantes Konditionieren auf verbaler Ebene. Verinnerlichen kann das Kind diese Kommunikationsformen noch nicht. Nur die Regel akzeptiert es. Aber das ist kein Fehler, wenn die Eltern nicht ständig diese Bedingungen stellen. Immerhin wird früh etwas eingeübt, was dann später auch durch Einsicht wirksam wird. Im Schulalter aber sollten alle Eltern durch Vorbild und auch schon mal durch Aufforderung auf ihre Kinder hinwirken Höflichkeitsformen anzuwenden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 04.05.2010



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