Frage: Folgen einer frühen Fremdbetreuung?

Hallo Herr Dr. Posth! Ich habe schon viel zu verschiedenen Themen in Ihrem Forum gelesen und schätze Ihre Meinung sehr! Zu meinem Anliegen: Mein Sohn (8 Monate) soll mit 1 Jahr zu einer Tagesmutter. Aus beruflichen Gründen ist mir leider nicht möglich länger zu Hause zu bleiben. Allerdings konnte ich meine Arbeitszeit reduzieren, so dass er von 7 Uhr bis 12 Uhr betreut wird. Kurz nach 12 Uhr wird er dann immer von mir wieder abgeholt. Ich habe zu diesem Thema mehrfach in diesem Forum gelesen und bin nun etwas beunruhigt ob ihm die frühe Fremdbetreuung irgendwie "schaden" oder sich nicht positiv auf seine Entwicklung auswirken könnte. Können Sie mich trotzdem irgendwie beruhigen oder womit müsste ich ggf. rechnen? Herzlichen Dank für Ihre Antwort im Voraus!

von sonne07 am 22.10.2012, 07:08



Antwort auf: Folgen einer frühen Fremdbetreuung?

Hallo, die Frage, ob frühe Fremdbetreuung für die seelische Entwicklung schädlich ist oder nicht, lässt sich nicht in wenigen Worten beantworten. In meinen Langtexten zum emotionalen Bewusstsein im Teil 5 (s. oben auf der Seite) gehe ich genauer darauf ein. Generell lässt sich nur sagen, dass wenn so früh Fremdbetreuung nötig wird, sie so behutsam wie möglich durchgeführt werden muss und so kindergerecht wie in diesem Alter erforderlich. Die Kriterien der sanften Ablösung müssen unbedingt eingehalten werden und die Bertreuungsperson darf nicht mehr als 3 bis 4 kleine Kinder in diesem Alter bei sich aufnehmen. Sicher spielt auch die Dauer der Trennung von der Mutter eine gewisse Rolle. Sie ist aber automatisch weniger bedeutsam, wenn die Betreuungsperson vom Kind als Ersatzbezugsperson akzeptiert worden ist. Werden diese Grundsätze nicht eingehalten werden, droht eine Beziehungsstörung mit den Symptomen der Trennungsangst als nachfolgende Bindungsstörung. Auch wenn das viele Eltern nicht wahrhaben wollen und die Gesellschaft vor solche Folgen die Augen verschließt, es ist so und die stetig steigenden Zahlen trennungsängstlicher Kinder beweisen es. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.10.2012



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