Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
bisher war ich immer davon ausgegangen, dass Fernsehen fuer Kleinkinder nicht gut sei.
Letzthin habe ich nun zufaellig in einem Buch von einer Studie gelesen, in der ein statistisch signifikanter positiver Zusammenhang zwischen der alten Kinderserie "Sesamstrasse" bzw. dem neuen "Blues Clues" und Schulnoten bis zum Abitur belegt wurde.
Nun meine Frage: Ab wann, in welchem Umfang und mit welchem Inhalt ist denn Fernsehen fuer Kinder foerderlich? Gibt es Sendungen, die kindgerechter sind als andere?
Mit vielem Dank im voraus fuer Ihre Antwort,
Ihre FM
Mitglied inaktiv - 09.05.2005, 10:13
Antwort auf:
Fernsehen - Fluch oder Segen?
Hallo, über die Fragwürdigkeit mancher Studien habe ich gerade in der vorigen Antwort etwas gesagt. Gerade, was die Konfrontation von Kindern mit den neuen Medien angeht, muß man ganz besondere Bedingungen an solche Studien legen.
Aber man darf hier auch nicht pauschal verdammen. Um die Wirkung der neuen Medien kommt niemand herum, und es ist wichtig, das ist meine Auffassung, sich zusammen mit seinen Kindern von Anfang an, gezielt und kritisch mit den Einflüssen von Film, Fernsehen und Computer auseinanderzusetzen. Nur so gelingt es den Kindern, wenn sie größer sind und mit einscheiden können, was sie sehen, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Gute oder schlechte Qualität läßt sich sicher auch nicht pauschal behandeln. Man muß es anhand von einzelnen Filmbeiträgen ganz konkret machen. Wichtig ist immer, in welchem Alter ein Kind solche Beiträge sieht, unter welchen Bedingungen es diese sieht und welche Voraussetzunegen es aus seiner Sozialisation mitbringt.
Kleinkinder sind extrem manipulierbar, sie halten alles, was sie auf dem Bildschirm sehen, für eine spezielle Form von Wahrheit. Das z.B. muß unbedingt und sofort relativiert werden. Größere Kinder verstehen zwar den fiktionalen Charakter des Films, sind aber auch noch stark beeinflußbar hinsichtlich der Richtigkeit des gezeigten Inhalts und wiederholen oft das, was sie gesehen haben und was ihnen irgendwie imponiert hat. Erst Jugendliche können wirklich kritisch mit den Medien umgehen. Daher ist es unabdingbar, daß Eltern wissen, was ihre Kinder sehen und wenn möglich auch dabei sind, wenn sie sehen. Denn die gezeigt Inhalte müssen sofort und gemeinsam auf den Prüfstand gestellt werden.
Man kann noch nicht einmal sagen, daß Zeichentrickfilme harmloser seien als gefilmte Stories oder Dokumentationen. Auch das Gegenteil könnte der Fall sein. Also diskutieren darüber, was gut sein könnte oder schlecht, das kann man nur an konkreten Filmen oder Serien.
Unter vier Jahren erscheint mir die Konfrontation mit der künstlichen Bilderwelt der Medien ohnehin in jeglicher Hinsicht fragwürdig, wenn nicht schädlich. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 09.05.2005