Frage: Ferber Methode

HALLO DR: POSTH, ICH HABE DAMALS BEI MEINER TOCHTE(7MONATE UND 1JAHR) DIE FERBER METHODE ANGEWANDT 10TAGE LANG HABE ICH ES AUSGEHALTEN HABE ES DANN ABGEBROCHEN NATÜRLICH WAR ES OHNE ERFOLG:HABE EIN SCHLECHTES GEWISSEN UND BEREU ES ZU TIEFST ABER DAMALS BLIEB MIR NICHTS ANDERES ÜBRIG DA MEINE TOCHTER MAXIMAL 45MINUTEN AM STÜCK GESCHLAFEN HAT UND EINE STUNDE MINDESTEN IMMER GEBRAUCHT HAT EINZUSCHLAFEN.MEINKINDERARZT UND KINDERKRANKENSCHWESTERN HATTEN ES MIR EMPFOHLEN.DA ES NICHT GESUND WÄRE WENN SIE IHREN SCHLAF NICHT BEKÄME HABE SIE OFT HERUM GETRAGEN GESCHAUKELT HALT ALLES GEMACHT OHNE ERFOLG ES GAB AUCH TAGE WO SIE INSGESAMT NUR 3STUNDEN GESCHLAFEN HAT MIT DER NACHT ZUSAMMEN.HATTE ANGST DAS SIE EINEN SCHADEN BEKOMMT WENN SIE NICHT SCHLÄFT.MITLLERWEILE IST SIE DREI JAHRE MIT WELCHE NEBENWIRKUNGEN BZW.NACHWIRKUNGEN MUSS ICH RECHNEN UND KANN ICH ES JEH WIEDER BEI IHR GUT MACHEN.SIE IST MOMENTEN EIN FRÖHLICHES KIND NUR IST SIE ÄNGSTLICH SCHÜCHTERN UND LEIDER KEIN BISSCHEN SELBSTBEWUSST:

von Sanzo am 09.04.2012, 21:09



Antwort auf: Ferber Methode

Hallo, das Problem der Konditionierungsmaßnahmen zur Erzwingung von erwünschtem Verhalten beim Säugling und Kleinkind ist der enorme Stress, dem die Kinder dabei ausgesetzt werden. Der Stress kommt durch die Angst, die Bindungspersonen zu verlieren, die schließlich in Verzweiflung umschlägt. Dann geben die Kinder auf und passen sich an, aber die Auswirkungen des Stresses bleiben. Das so genannte Stress-Toleranzfenster, wie K.H. Brisch es nennt, wird sehr klein, und die Kinder reagieren später sehr empfindlich auf neue Stresseregnisse. Das macht sie u.U. zu schwierigen Zeitgenossen, wobei die externalisierenden Verhaltensstörungen mehr auffallen und zu therapeutischen Bemühungen führen als die internalisierenden. Letztere führen zu stillen, ängstlichen, wenig selbstbewussten und manchmal sogar depressiven Kindern. Erstere sind die aggressiv-oppositionellen Kinder, die ihr zahlenmäßiges Kontingent sich mit den ADHS-Kindern teilen, wenn gleichzeitig ungünstige Temperamentsvoraussetzungen vorliegen (genügend retrospektive Studien belegen inzwischen diesen Zusammenhang). Beide Störungsformen muss man heute zu den frühen Bindungsstörungen zählen. Unsichere Bindungen und erschwerte Loslösungen kennzeichnen den frühen Sozialisationsverlauf. Das alles beschreibe ich sehr genau in meinem 2. Buch, "Gefühle regieren den Alltag". Das erkläre ich jetzt hier nur ganz allgemein, weil Sie mich gefragt haben. Es muss bei Ihrer Tochter nicht unbedingt so vorliegen. Wenn Sie mich fragen, was man denn damals hätte anderes machen sollen, dann steht für die Antwort einerseits mein Forum, andererseits bin ich in verzweifelten Fällen dafür, auch einmal weitgehend harmlose, pflanzliche Medikamente zur Schlafanbahnung zu geben. Das klappt dann eigentlich immer und Kinder wie Eltern kommen erst einmal zur Ruhe. Wir lange man das macht, muss man im Einzelfall sehen. Jetzt können Sie Ihrer Tochter erst einmal nur soviel Bindungssicherheit und Zuwendung, sprich Liebe, zurückgeben, dass ein Großteil ihrer früheren Erlebnisse durch positives neues Erleben im Kopf "überschrieben" werden kann. In diesem frühen Alter geht das noch. Und später ist der Eindruck der eigene Kindheit immer ein Gesamtbild aus allem was geschehen ist, und das gilt auch für die ganz frühen emotionalen Zustände. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.04.2012