Frage: Familiengeheimnis?

Lieber Herr Dr. Posth, Ich wende mich an Sie mit einer ungewöhnlichen Frage: Wir haben 2010 unsere Tochter durch eine Eizellspende empfangen. Nun stellt sich die Frage aufklären oder nicht. Ich als Mutter möchte es aus folgenden gründen nicht Spenderin anonym In meinem Bauch gewachsen - Epigenetik Angst vor Ablehnung durch meine Tochter Ich will nicht, dass das Umfeld es weiß und sie Probleme bekommt, weil ein Kind doch bestimmt über diese seine Geschichte spricht Ene Freundin ist in der gleichen Situation und sie wird aufklären. Sie sagt, Familiengeheimnisse sind immer schlimm und belastend. Und wenn das Kind es später erfährt, aus welchem Grund auch immer, ist das Vertrauensverhältnis kaputt. Wie stehen Sie dazu, sehen Sie eine Aufklärung für elementar? Es weiß niemand in der Familie außer dieser einen Freundin von der Spende. Danke und Grüsse Valentina

Mitglied inaktiv - 02.01.2012, 08:06



Antwort auf: Familiengeheimnis?

Liebe Valentina, diese Frage muss man aufaplitten in einen rechtlichen und einen psychologischen Teil. Grundsätzlich hat jeder Mensch das Recht auf eine umfassende Aufklärung über seine Herkunft. Diesem Recht muss man als Eltern Rechnung tragen. Bevor macht das tut, greift aber der andere Teil der Fragestellung, der psychologische. Es geht darum, wann der beste Zeitpunkt für diese Aufklärung ist. Bislang hat man die Bindungstheorie in diese Fragestellung nicht ausreichend mit einbezogen. Sie zugrunde legend empfiehlt es sich nämlich, die Aufklärung erst auf die Zeit in oder nach der Pubertät zu verlegen, damit eine ungestörte Bindung an die Eltern stattfinden kann. Zu frühe Aufklärung könnte zu einem Bindungsvorbehalt führen. Später also müssen Sie es Ihrer Tochter sagen, dann gibt es auch keine "Familiengeheimnis". Die Epigenetik spielt in diesem Zusammenhang eine eher untergeordnete Rolle. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.01.2012