Frage: falscher Ehrgeiz???

Sehr geehrter Herr Dr. Posth,meine Tochter,knapp 5 Monate,voll gestillt,schläft im Familienbett,weint praktisch nie,geschweige denn das sie brüllt.Zudem hat sie noch nie eine "Träne vergossen".Ihre Bedürfnisse werden sofort-meistens von mir-gestillt.Ihren Langtext habe ich gelesen,trotzdem bleibt für mich die Frage,ob ich übertreibe in meinem Bestreben,das sie bloß nicht weinen soll.Letztens z.B. wurde sie in ihrem Kinderwagen unzufrieden-also nehme ich sie raus und trage sie.Allerdings kenn ich niemanden der es genauso handhabt.Sobald sie Anzeichen von "Unwohlsein" zeigt,nehme ich sie auf den Arm.Bisher habe ich sie nur für1-2 Stunden bei der Oma gelassen,weil ich sicher sein konnte,das sie da nicht weint.Habe ich mich da in etwas verrant?Bewerte ich das Weinen über?Muss sie auch "Quengelei" aushalten können?Tu ich ihr damit langfristig keinen Gefallen,wenn ich stets sofort zur Stelle bin?Andererseits hätte ich aber ein schlechtes Gewissen.Verstehen Sie mein Dilemma?Viele Grüße

Mitglied inaktiv - 10.10.2005, 07:45



Antwort auf: falscher Ehrgeiz???

Hallo, Ihre Absichten und Bemühungen sind im Grundsatz sicher richtig, und Ihre Tochter wird davon auf jeden Fall profitieren. Aber außerhalb der Bindung gibt es auch eine Wirklichkeit, die etwas anders aussieht. In diese Wirklichkeit strebt aber jedes Kind mit seiner Loslösung und muß es auch, um seine Persönlichkeit zu entfalten. Zwar müssen Sie ihre Tochter nicht, wie manche fälschlich meinen, darauf geradezu vorbereiten, aber Unzufriedenheit und der eine oder andere Frust sind naturgewollt und somit unvermeidlich. So gesehen darf Ihre Tochter durchaus auch mal quengeln und etwas weinen, wenn ihr Dinge nicht direkt passen. Das fördert die seelische Widerstandskraft (Resilienz), wie ein Infekt das Immunsystem schult. Trotzdem setzen Sie Ihre Tochter ja keiner gezielten Infektion aus. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.10.2005



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