Frage: Fäustchenstellung der Hände

Hallo, mein Sohn ist jetzt 6 Monate. Er hat öfters noch seine Hände zu Faust,vorallem rechts (mal Daumen innenliegend, mal außenliegend).Dies macht er meist wenn "nichts zu tuen hat". Er greift aber gut beidseits aus allen Lagen heraus (Sitzposition,Bauch- und Rückenlage). Meine Kinderärztin macht mich fix und fertig deswegen. Sie sagt wegen dem Däumchen innenliegend, das es eine Fehlsteuerung vom Gehirn wäre. Ist das wirklich so? Da er ein KISS hatte, turnen wir noch Vojta. Was halten sie von dieser Physiotherapieform? Ich gehe jedes mal durch die Hölle wenn er so schlimm schreit, ich frage mich ob das wirklich so gut sein kann, wenn die Kleinen so schlimm leiden. Eine Frage noch, wann müssen die Kleinen denn den Handstütz können?Mein Sohn drückt sich immer mal hoch (mal Hände offen mal Faust rechts). Vielen Dank für Ihre Antwort.

von isabell.k89 am 26.08.2013, 08:07



Antwort auf: Fäustchenstellung der Hände

Hallo, die Handgreifreflexe sind ein wichtiges natürliches Phänomen zum Festhalten des Neugeborenen und kleinen Säuglings im "Fell" der Mutter. Bei den Urmenschen gab es nocxh ein Fell auf der Haut. An den Genen hat sich aber bis heute nichts geändert. Die Hand- und Fußgreifreflexe bleiben solange erhalten, bis sich die Willkürmotorik vom Gehirn über das Rückenmark zum ausführenden Organ gebahnt hat. Das dauert bei den Hände bis zu einem halben Jahr, also bis zum gezielten Greifen, bei den Füßen bis zum Stehen und Gehen. Erst dann werden die Reflexe auch hinderlich. Demzufolge findet man Handgreifreflexe bis etwa zum 6. Monat, wobei eine deutliche Abnahme schon ab dem 4. Monat auftritt. Aber alles das ist physiologisch, d.h. natürlich richtig. Und es gibt überhaupt keinen Grund, daran ´rumzutherapieren. Einzig die Seitenungleichheit könnte ein auffälliges Symptom sein, aber dann müsste der ganze betreffende Arm sich in Richtung auf eine Spastik zu entwickeln, und das lässt sich nur durch eine fachkundige Untersuchung klären. Aber prüfen Sie einmal: wenn Sie Ihren Sohn von hinten sicher umfasst mit dem Gesicht auf eine Unterlage zu bewegen. Dann müsste er sich mit beiden Händen nach vorne abstützen wollen (Schaltenbrandt-Reflex). Dabei müssten sich beide Hände öffnen. Das so genannte KISS-Syndrom ist eine vorübergehende Auffälligkeit im frühen Säuglingsalter, die eigentlich durch ungleiche Seitenanspannung der Rücken- und Nackenmuskulatur zustandekommt. Eine knöcherne Problematik (Atlanto-occipitalgelenk oder HWS) dazu ließ sich nie objektiv beweisen. Physiotherapeutisch zu behandeln ist das nur bei einem ausgeprägten Schiefkopf. Und dann genügt unbedingt die Methode nach Bobath. Lassen Sie Ihren Sohn doch noch einmal von einem ausgewiesenen Neuropädiater untersuchen, notfalls im Neuro- oder Sozialpädiatrischen Zentrum. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 29.08.2013