Frage: Extremes Mamakind - 18 Monate

Lieber Dr. Posth, mein Sohn (18 Monate) ist ein ausgesprochenes Mamakind. Wenn mein Mann ihn ins Bett bringt, schreit er ausdauernd „Mama“ und brüllt sich in Rage, bis er krebsrot und durchgeschwitzt ist. Das kann mehrere Stunden andauern, bis er vor Erschöpfung einschläft. Bei den Großeltern, die er sehr gerne hat, weint er ebenfalls sofort nach „Mama“, wenn ich mal weggehe. Dabei waren wir gerade gemeinsam 3 Wochen im Urlaub. Ich bin in der Elternzeit und das Kind dadurch natürlich hauptsächlich bei mir, aber ich achte dennoch darauf, dass er viel Kontakt zu anderen Leuten hat und er ist fast täglich mit anderen Kindern zusammen. Gerade bei gleichaltrigen Kindern ist er sehr schüchtern und braucht ca. eine Stunde um „aufzutauen“. Und er achtet stets darauf, dass ich in der Nähe bleibe, sonst weint er. Mein Sohn ist ansonsten schon recht weit in der Entwicklung (glaube ich): Er hat schon einen Wortschatz von weit über 100 Wörtern, die er sinnvoll anwendet und spricht eine ganze Reihe Zwei- und Dreiwortsätze wie „gleich Buch gucken“ etc. und singt Lieder. Und seine Lieblingsstofftiere versorgt er mit Essen und Trinken und legt sie liebevoll ins Bett. Außerdem ist er in vertrauter Umgebung ausgesprochen fröhlich und lacht sehr viel. Ich möchte aber auch gerne mal wieder etwas allein unternehmen oder den Kleinen ein paar Tage bei den Großeltern lassen. Das ist jedoch momentan undenkbar. Hinzu kommt, dass er immer noch nachts sehr schlecht schläft. Häufig schreckt er plötzlich hoch und ruft „Trecker fahren“ oder ähnliches und schläft dann nicht von allein wieder ein. Da ich selber auch einen schlechten Schlaf besitze, bin ich oft völlig gerädert. Haben Sie vielleicht einen Rat? Ich freue mich natürlich auch über den Rat anderer Eltern. Vielen Dank ! Manuela

Mitglied inaktiv - 17.07.2003, 16:58



Antwort auf: Extremes Mamakind - 18 Monate

Liebe Manuela, Sie müssen verstehen, daß sich Ihr Sohn noch stark in der Loslösungsphase befindet. Das bedeutet, daß seine Bestrebungen von Ihnen als seiner primären Bezugsperson fort hin zu seiner Eigenständigkeit noch heftig konkurrieren mit seinem starken Bedürfnis, weiterhin in Ihrer Nähe, als sicherer Basis (s. Langtext über das emotionale Bewußtsein!) zu sein (Urambivalenz). Diese Unentschiedenheit eskaliert in Situation oder Momenten, in denen ihm ohnehin alles etwas schwerer fällt (Müdigkeit, Unzufriedenheit, Angst, Krankheit, etc.). Zwar ist sein Vater geeignet, ihm seine Loslösung zu erleichtern, aber das funktioniert einstweilen offenbar nur in Momenten, wenn er fröhlich und verspielt ist. Mit Gewöhnung an andere Menschen können Sie da gar nichts machen. Im Gegenteil, meistens verschärfen Sie mit solchen Unternehmungen nur seine Konflikthaftigkeit. Da er offenbar sowieso ein etwas ängstlich gestimmtes Kind ist, reagiert er mit Scheu und Schüchterheit. Genauso wie Sie es feststellen. Kognitiv, d.h. mit seinen wachen Sinnen bekommt er sein Problem nicht gelöst. Viel zu stark sind noch seine Gefühle. Abends ihn lange schimpfen und schreien zu lassen, ist genau das Verkehrte. Wie hält das übrigens der Vater aus? Oder geht er weg und läßt ihn allein? Natürlich schläft er nicht gut, träumt schlecht und wird wach. Und ruft wieder verzweifelt nach Ihnen. Sie müssen, verzeihen Sie, wenn ich das so drastisch sage, eine radikale Kehrtwendung machen. Erst, wenn Ihr Sohn wieder vollständige Sicherheit bei Ihnen spürt, wird sich die Situation entspannen. Dann kann der Vater wird entspannt auf den Plan treten und Ihnen zur Seite stehen. Sie müssen ja noch gemeinsam, die Trotzphase mit ihm bestehen. Wenn es auch im Moment für Ihre Freizeit und Freiheit noch nicht so günstig aussieht, so wird es doch bald auch wieder Möglichkeiten geben, daß Sie oder Ihr Mann ohne häuslichen Streß Freizeit außerhalb genießen können. Denken Sie daran, je mehr sie Ihrem KInd geben, desto mehr und desto früher bekommen sie auch zurück. Diese "Prophezeiung" gilt aber auch genauso umgekehrt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 18.07.2003



Antwort auf: Extremes Mamakind - 18 Monate

Hallo! Da muß ich mich doch auch mal schnell einmischen. Erstens schließe ich mich Dr. Posth voll an. Zweitens habe ich auch ein extremes Mamakind. Mein jüngerer Sohn (jetzt 17 Monate) hat bis vor einem Monat gar nicht ertragen, wenn ich mehr als einen halben Meter von ihm weg bin. Meistens war er im Tragetuch (als Baby) oder saß (später dann) auf meiner Hüfte. Vor ca. 2 Wochen ist urplötzlich der Knoten geplatzt und er ist ein fröhlicher, frecher kleiner Racker, der dauernd auf Wanderschaft gehen will. Fremdeln tut er immer noch etwas aber ein kleines Kind muß doch auch nicht gleich naßforsch auf alle zugehen. Ich denke, je mehr Du auf Dein Recht "Was für Dich zu tun" pochst, umso schwerer wird er sich mit der ABlösung tun, weil er den Eindruck hat, Du willst von ihm weg. (Und ER soll doch lernen, von Dir wegzugehen.) Wart noch ein bißchen, macht schöne Dinge, zu denen Du ihn mitnehmen kannst! Liebe Grüße, Steffi

Mitglied inaktiv - 19.07.2003, 21:39



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