Sehr geehrter Hr Dr.Posth,
meine Tochter ist 1 Jahr alt,wurde aber 5 Wochen zu früh geboren.
Sie begann bereits mit 4 Monaten zu fremdeln.Bis ca 7 Monate mussten wir viele Menschen, Unruhe usw mit ihr meiden.Sie bekam Schreiattacken,spuckte sich voll und beruhigte sich nicht mehr.Das ist komplett weg und sie ist jetzt sehr entspannt.
Sie lässt sich aber von keinem außer meinem Mann und mir nehmen.Sie mag auch keine Berührung von gleichaltrigen Babys,wenn die ihr zu Nahe kommen, fängt sie an zu weinen. Von weitem lacht sie mit "Fremden".
Liegt das an ihrer Erfahrung im Krankenhaus?(direkte Trennung von mir nach Geburt,4 Tage Brutkasten auf der Intensiv,danach 2 Wochen Klinikaufenthalt mit mir zusammen im Zimmer.Ich habe nicht gestillt).Hat sie dadurch kein Vertrauen?
Wir zwingen sie zu nichts,wir geben sie zwar mal auf einen anderen Arm,aber sobald sie weint,holen wir sie zurück.
Sie wurde noch nie fremdbetreut.
Wie damit umgehen?
Gibt sich das von alleine?
Wann Fremdbetreung?
Danke!
Mitglied inaktiv - 09.08.2010, 12:06
Antwort auf:
extremes Fremdeln
Hallo, wenn Säuglinge früh und intensiv fremdeln, dann hat das zuerst einmal etwas mit ihrer genetischen Veranlagung zu tun. Sie sind von natur aus ängstlicher als andere. Die schlechte Start nach der Geburt und die fehlende Bondingphase wird im Falle Ihrer Tochter aber ungünstig dazu beigetragen haben. So haben sich zwei Dinge addiert, die dann zu dem ängstlichen Verhalten fremden Personen gegenüber geführt haben.
Aber Ihre Tochter ist wie jedes andere psychisch gesunde Kind auch sozial eingestellt und sucht die Kontakte zu andere Menschen vom sicheren Ort aus. Noch ist dieser in unmittelbarer Nähe derEltern. Mit der Zeit und mit Anwachsen der Mobilität wird Ihre Tochter aber mutiger werden.
'Trotzdem sollte man diesen Mut nicht gezielt herausfordern. Man kann Angst nicht abtrainieren! Das ist volkstümlicher Unsinn. Nur die sichere Bindung und die gelingende Loslösung schaffen soviel Selbstvertrauen, dass die Fremdenangst überwunden wird. Es darf aber auch keine erschreckenden Erlebnisse mit fremden Personen geben, Daher ist jede zu frühe und falsch begonnene Fremdbetreuung Gift für die Entwicklung. Vielleicht ab 2 Jahre und mit sanfter Ablösung (s. gezielter Suchlauf) könnte eine Fremdbetreuung versucht werden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 11.08.2010