Frage: Esstörung?

Mein Kind ist 26 Monate alt. Es hat lange Zeit nichts anderes als die Brust genommen. Leider führte ich ab dem 6ten Monat einen Essenskampf mit ihm, weil ich dachte es müsse doch endlich essen. Nach vier Wochen gab ich auf und es aß dann mit 10 Monaten erste Beikost. Weil mein Mann und ich beide Probleme mit dem Essen haben (Übergewicht) stellten wir uns ab dieser Zeit auch um - uns kommt überwiegend gesundes ins Haus, wobei unser Kleines auch mal ein Stück kuchen oder eine Minitüte Gummibärchen oder so essen darf (jeden Tag ein bißchen), seit es 16 Monate alt ist. Wir wollen, dass es ein vernünftiges Verhältnis dazu bekommt und für Süßes nicht auf Schnorrtour bei Großeltern oder so gehen muss. Unser Kind war immer an der oberen Normkurve, schwer, aber für die Größe nicht zu schwer (zu Vollstillzeiten). Es war dick, hat sich jetzt aber gestreckt wie man so schön sagt. Das Gewicht schwankt um die 13 kg bei 91 cm. Ich habe das Gefühl unser Kind hat jetzt schon kein normales Verhältnis mehr zum Essen. Den ganzen Tag verlangt es nach was zu essen und vor allem nach süßem, es sind Dramen, die sich abspielen. Wie gesagt, einmal am Tag gibt es was, was auch lange akzeptiert wurde aber nun ist das nicht mehr so. Gebe ich etwas anderes, mal einen Früchteriegel oder Kekse, dann wird das gar nicht als was süßes akzeptiert. Danach ist wieder Geschrei. Ich versuche zu den täglichen Mahlzeiten den Bedarf an Süßem schon ein wenig zu befriedigen, mit Honigbrot, mal einem Grießbrei oder so. Mittlerweile schreit unser Kind sogar nach Essen, wenn ich es ins Bett bringe, wenn es mal nachts aufwacht (was zum Glück selten passiert) oder sofort, wenn es morgens aufwacht. Und dann nicht Joghurt, Müsli oder Brot, nein, Süßes muss es sein. Und es hat definitv keinen hunger, abends lasse ich es schon eine stunde vor dem Bett noch was essen, und stelle ich morgens sofort was hin, wird daran gebibbert und nicht gegessen. Und es ißt auch gerne mal aus Langeweile (glaube ich), denn draußen verlangt es nicht danach. Aber es kann sich toll beschäftigen, alleine oder mit mir oder mit anderen Kindern. Und ich kann doch nicht den ganzen Tag aus der Wohnung nur wegen Süßem? Mittlerweile sagt es auch "Eintaufen tehen", wenn wir wirklich nichts da haben und zieht sich an... Zu unserer sonstigen "Erziehung": Wir sind "liebevoll konsequent", waren Familienbettanhänger und Tragetüchler, sind für die Befriedigung der Bedüfnisse unseres Kindes. Und wie gesagt: Wir sind auch konsequent, was das betrifft! Mehr als einmal am Tag gibt es nichts süßes mehr. Essen darf unser Kleiner jederzeit, und zwar Brot, Obst, Gemüse, Naturjoghurt. Habe auch immer Apfelstückchen oder Paprikastreifen parat. Aber das zieht nicht. Nach dem langen Lamentieren: Ich habe Angst, unser Kind hat bereits ein Essproblem (wüsste allerdings nicht, warum *ratlos*). Mein Mann meint, ich würde das überbewerten. Andere sagen, dass unser Kind tatsächlich unglaublich viel isst. Wie soll ich mit der Situation umgehen? Habe heute beschlossen, tatsächlich alles Süße zu verbannen, aber kann das die Lösung sein? Danke Bine

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 15:46



Antwort auf: Esstörung?

Liebe Bine, sie wissen ja sicher längst, daß es nicht unbedingt die Menge des Essens ist, die zu Übergewicht führt, sondern die Zusammensetzung. Es ist bekanntermaßen auch so, daß der individuelle Stoffwechsel festlegt, wieviel gegessen werden muß, damit die Kalorienzahl stimmt und der Körper im Gleichgewicht ist. Wer sich viel bewegt und dabei viel verbrennt, kann natürlich mehr essen, als einer, bei dem es umgekehrt ist. Entscheidend ist das Gewicht, bezogen auf die Körperlänge (bodymass-index). Was Sie begonnen haben, klingt sehr vernünftig. Aber Sie müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Gerade beim Essen lernt das Kind vom Abgucken (sog. Modell-Lernen). Auch müssen sie darauf achten, daß aufgestellt Regeln eingehalten werden, und zwar von allen Beteiligten. Süßes muß einstweilen an einem unzugänglichen oder versteckten Ort augbewahrt werden und nur dosiert ausgeteilt werden. Aber ich führe hier kein Ernährungsforum! Die Antwort also nur ausnahmsweise. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.07.2003



Antwort auf: Esstörung?

Hi! Möchte mich mal einklinken. Mein Mann und ich sind übergewichtig und ich hatte ähnliche Gedankengänge und Ziele,als unsere Tochter geboren wurde: KEIN Krampf ums Essen und ein natürliches Verhältnis zu Süßigkeiten. Ich denke du bist auf dem richtigen Weg,indem du gesundes Essen jederzeit anbietest und die Süßigkeiten auf eine bestimmte Menge am Tag reduzierst. Bleib auf jeden Fall konsequent und laß dich nicht "erweichen",das kriegen die Kleinen schnell raus und dann fangen die Störungen an. Wir haben es von Anfang an(also ab der Einführung fester Nahrung) so gemacht:Es gibt 3 Hauptmahlzeiten und 2 Zwischenmahlzeiten(Obst oder Quark,auch mal ne Laugenbrezel öa,ausgewogene Kost.Natürlich auch MAL Milchreis oder Pommes zu Mittag*g*. Dazwischen können die Beiden Obst und Gemüse essen soviel sie wollen,zu trinken gibts Saftschorle 1 zu 3 gemischt oder Tee. Damit fahren wir supergut,es wird auch genascht(Süßigkeiten sind auch "offen" in einer Schale im Wohnzimmer),aber nicht täglich-sie verlangen es nicht und wenn sie mal fragen,dann dürfen sie sich auch was nehmen.Manchmal gebe ich auch "einfach so" was raus,aber sie akzeptieren auch absolut ein "Nein" Süßigkeiten komplett verbieten ist bestimmt nicht der richtige Weg,da wird der Heißhunger immer größer-und die Kinder fangen an bei jeder Gelegenheit Süßes zu "erbetteln". Dein Mann hat nicht unrecht.vielleicht machst du dir zu viele Gedanken. Was ist es denn?Die Angst dein Kind könnte später Probleme mit seinem Gewicht haben und evtl dick sein?Das kann auch "passieren" ohne daß ihr einen Fehler gemacht habt-meiner Meinung nach ist es enorm wichtig den Kindern ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper beizubringen(sich so aktzeptieren wie man ist) und Selbstbewußtsein zu stärken! Wenn du weiter auf deinem Kurs bleibst ist das schon O.K.,denke ich. Will nicht Oberlehrermäßig rüberkommen ;o) Alles Gute und LG Tanja

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 19:06



Antwort auf: Esstörung?

Hallo Bine, zwar will ich Dich nicht angreifen, aber mir ist in Deinem Text aufgefallen, daß Du über Dein Kind als ES bezeichnest! Bitte, Dein Kind ist kein Tier oder ein Gegenstand! Aber ich kann gut nachvöllziehen, wie es in Deiner Gefühlswelt aussehen mag. Zwar ist mein Sohn erst 10 Mon. und auch ich habe ein wenig mit Übergewicht zu Kämpfen. Doch ich mache mir da nicht all zu große Gedanken darüber, wie e sein kann oder sein wird. Damit mache ich mir nur mein Leben schwer. Mit einer gewissen "Portion" Selbstbewußtsein und Vertrauen in die Zukunft ist alles zu bewerkstelligen. Seine eigenen Schwächen eingestehen und auch dem Nachwuchs mal "naschen" lassen ist durchaus in Ordnung. Immer wieder dem Kind erklären und deutlich machen, was geschieht, wenn man ständig ist und was die Folgen (des Dick seins) sind. Geht Dein Kind in eine Spiel- oder Krabbelgruppe, wo Er/Sie mit gleichaltrigen zusammen ist? Gehst Du mit Deinem Kind viel schwimmen, spazieren an der frischen Luft oder treibst mit Ihm Sport (z.b. Ball spielen, über die Wiese rennen oder von mir aus auch Weitsprung üben). Geh mit Ihm/Ihr auf den Spielplatz, wo Er/Sie mit anderen Kindern zusammen spielen kann. Mit all diesen Möglichkeiten, die ich aufgezählt habe, und es gibt sicher noch mehr, ist Dein Kind vom Essen abgelenkt. Mein Cousin und seiner Freundin (Sie haben eine Tochter, die mittlerweile 4 J. ist) machen es mit den Süßigkeiten immer so: Alles, was die Kleine an Süßigkeiten bekommt, hebt Sie bis Freitag auf und darf an diesem tag auch ein bisschen von den Süßigkeiten haben. Damit fahren mein Cousin und seine Freundin ganz gut! Gib Deinem Kind nicht immer gleich nach, was das Essen betrifft. Wenn der/die Kleine auch weint und schreit, Du kannst Ihn/Sie ja nicht dauernd essen lassen und seinen Willen dursetzen lassen. Immer wieder mit dem Kind reden und erklären. lio

Mitglied inaktiv - 12.07.2003, 08:27



Antwort auf: Esstörung?

Meine Tochter (15 Monate) isst auch das doppelte von allen anderen Kinder, kurz sie hat alle 2.5-3 Stunden Hunger. Sie ist normalgewichtig. Das war schon als Säugling so, da hat sie 1.4 Liter Milch getrunken, und die anderen Kinder 0.8 l. Obwohl meine Stillberaterin immer sagt, ich solle die Mahlzeiten auf 4 reduzieren pro Tag, gebe ich ihr zu essen, was sie braucht, auch Süsses, aber nur am Nachmittag. Ich denke, dass Kinder Hunger nicht "erfinden", und "süss" ist in der Evolution entstanden ! Als Alternative für Euer Problem könnte ich mir vorstellen: Marmelade ohne Zucker, die gibt's im Reformhaus und schmeckt sehr gut süss. Ansonsten nur Fruchtzucker zum Süssen, der süsst sehr stark und ist für die Insulinproduktion besser. Vollkornkekse,... Auf keinen Fall künstliche Süssstoffe weil schädlich, von den Früchten sind Bananen und Melonen am süssesten, vonm gemüse Karotten und Kürbis. Vielleicht hilft das ja, LG, Doris

Mitglied inaktiv - 12.07.2003, 09:39



Antwort auf: Esstörung?

Hallo Lio, das Kind = es mein Sohn = er meine Tochter = sie Da ich relativ anonym bleiben möchte, wählte ich es. Normalerweise natürlich nicht!!! Bine

Mitglied inaktiv - 13.07.2003, 00:28