Frage: Erinnerungsvermögen von Kleinkindern

Sehr geehrter Dr. Posth, ich habe eine Frage bezüglich der zeitlichen Erinnerung von 14 Monate alten Kindern. Elisabeth's Kindergarteneingewöhnung würde am 16.08. diesen Jahres beginnen. Mein Ehemann hat mir vor geraumer Zeit einen einwöchigen Urlaub für uns beide Ende August geschenkt. Das heißt, 10 Tage nach ihrem ersten Tag in der Einrichtung würden wir sie für eine Woche zu meinen Eltern (in ein anderes Bundesland) geben. Meine Bedenken sind: Sollten wir lieber unseren Urlaub auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und am 16. starten, Alles laut Plan beginnen und nach 10 Tagen fliegen oder mit der Eingewöhnung erst nach unserem Urlaub Anfang September beginnen?! Kann diese „lange“ Trennung von uns beiden zu einem Trauma (Verlustängsten) führen, oder vergisst ein Kleinkind in ihrem Alter das völlig unbeschadet? Freundlichst Sandra G.

Mitglied inaktiv - 31.05.2010, 07:24



Antwort auf: Erinnerungsvermögen von Kleinkindern

Liebe Sandra, so pauschal lässt sich Ihre Frage nicht beantworten. Wenn die Großeltern von Ihrer Tochter anerkannte Ersatzbezugspersonen sind, und der Aufenthalt bei Ihnen ohne große Konflikte verläuft, hat eine solche vorübergehende Trennung kaum einen nachhaltigen Einfluss. Wegen der beschränkten Empfindung von Zeitverläufen in diesem Alter, kann das Kind nicht abschätzen, wielange es von den Eltern getrennt geblieben ist. Im Konfliktfall aber braucht es seine primäre Bezugsperson, die dann nicht verfügbar ist, und dann kann in diesem Alter schon ein Gefühl von Verlustangst entstehen. Je länger die Eltern fort sind, desto höher wird das Risiko, dass doch etwas passiert. Diese Reise aber zeitlich mit der Aufnahme der frühen Fremdbetreuung zu kombinieren, ist äußerst ungünstig. Wer soll denn dann die sanfte Ablösung durchführen?? Die Eingewöhnung kann also erst im September starten. Sonst ist eine Traumatisierung nicht ausgeschlossen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.06.2010