Frage: Enuresis/Enkopresis

Hallo Herr Dr. Posth, ich hatte ihnen schon vor einiger Zeit wegen des Einnässens meines Sohnes geschrieben. Nach einer Phase, in der alles etwas besser lief, eskaliert es im Moment wieder. Pro Tag sind wieder 3-5 Hosen nass und es ist auch noch ein regelmäßiges Einkoten dazugekommen. Das mein Sohn Hilfe braucht ist unbestritten. Wir haben in 4 Wochen einen Termin in einer Enuresissprechstunde, aber ich weiß nicht, wie es bis dahin weitergehen soll. Das Gespräch mit unserem Kinderarzt wurde von ihm schnell abgeblockt mit: "Lassen Sie sich einen Termin für die Enuresissprechstunde geben". Neben der Enuresis/Enkopresis zeigt mein Sohn aggressives Verhalten - vor allem seiner kleinen Schwester gegenüber - und extrem oppositionellen Verhalten Erwachsenen gegenüber (hier war der Rat unseres KiA "wenden Sie sich an den Kinderschutzbund". Für mich sind die Probleme nicht isoliert zu sehen, sondern stehen miteinander im Zusammenhang. Im Minikindergarten wurde er erst als "hyperaktiv", dann als "hochbegabt" eingeschätzt. Ich teile diese Ansicht nicht, aber vielleicht könnte ein Körnchen Wahrheit dabei sein. Er hat einen großen Bewegungsdrang und ist nicht bereit, sich auf Stuhlkreis oder Mal-/Bastelaktionen einzulassen. Andererseits kennt er alle Ziffern und Buchstaben, rechnet, telefoniert, hat ein Verständnis von Zeit und kann auch ansatzweise die Uhr lesen. Aber (fein-)motorisch ist er nicht in der Lage sein Wissen umzusetzen. Ich schätze seine kognitiven Fähigkeiten eher im oberen Bereich der Entwicklung eines 3-4 jährigen, seine motorischen, sprachlichen und emotionalen Fähigkeiten eher im normalen bis unteren Bereich ein. Dies ist für mich eine mögliche Ursache seiner Probleme. Eine andere Ursache könnte sein, dass seine 2jährige Schwester unbeabsichtigt öfter im Mittelpunkt steht als er. Sie beginnt sauber zu werden und bekommt auch bei den Großeltern die abgelegten Spielsachen von ihm. Eine dritte Möglichkeit wäre noch, dass ich in 2 Wochen wieder arbeiten werden. Für ihn bedeutet es fast keine Veränderung, aber das kann er ja noch nicht verstehen. Bislang malen wir Smileys für die trockenen Tage in den Kalender, schicken wir ihn regelmäßig auf Toilette, versuche ich ihm möglichst oft die Gelegenheit zu geben, um mit seinen Freunden zu spielen, gehen wir zum Kinderturnen und wann immer das Wetter gut ist auf den Spielplatz, spiele ich mit ihm Spiele, die ihm Spass machen, Malen und Kneten wir viel. Sind meine Gedanken und Aktionen völlig verkehrt oder gehen sie zumindest in die richtige Richtung. In vier Wochen kann noch viel passieren und ich habe Angst, dass noch mehr schief läuft. Danke Ulli

Mitglied inaktiv - 17.10.2003, 14:04



Antwort auf: Enuresis/Enkopresis

Liebe Ulli, das, was ich so in Ihrem Schreiben heraushöre, geht schon in die richtige Richtung. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, was ich Ihnen damals geraten habe, aber ich meine diesmal sind weitere wichtige Informationen dabei. V.a. das Einkoten. Einkoten widerspricht viel mehr noch als das Einnässen dem Sozialisationbestreben eines Kindes, so daß man eigentlich immer davon ausgehen kann, daß eine starker Konflikt vorliegt. In meinem 3.Teil über das emotionale Bewußtsein, link oben rechts, steht auch einiges über Einnässen und Einkoten.v.a. im Zusammenhang mit einem aggressivem Selbstbehauptungsdrang. Da hinein gehört übrigens auch das Opponieren, das im Grunde nicht weiter ist, als eine etwas weiter voran getriebenene Form des Trotzes. Ihre Ideen zu den ursachen gehen meines Erachtens in die richtige Richtung. Aber wahrscheinlich brauche Sie doch professionelle Hilfe durch eine Beratungsstelle für Erziehungsprobleme. Die meisten Städte und Kommunen bieten so etwas für Sie als Eltern kostenlos an. Erkundigen Sie sich danach bei der Stadtverwaltung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.10.2003



Antwort auf: Enuresis/Enkopresis

Hallo Herr Dr. Posth, mein Sohn ist fast 4 Jahre alt und nässt (wieder) 3-7 mal am Tag ein. Vor etwa einem Jahr erklärte er mir, dass er mit 3 Jahren keine Windel mehr brauche und an seinem dritten Geburtstag wollte er keine Windel mehr anziehen und es klappte mehrere Monate lang recht gut. Dann kam zum einen eine lange Krankheitsphase und er sagte mir, dass er wieder eine Windel brauche, weil er ja noch nicht in den Kiga gehen darf (es gab keinen Platz). Dann kam im April die Zusage für den Kiga und er war sofort wieder tag und nacht sauber und es klappte einige Zeit super. Seit einigen Wochen macht er tagsüber (täglich 3 - 7mal) wieder sehr häufig in die Hose. Ich habe es mit ignorieren versucht, loben, wenn die Hose trocken ist, Smileys in den Kalender, wenn alles ok ist, Schimpfen oder enttäuscht sein, wenn die Hose nass ist, aber nichts hilft. Ich erinnere ihn auch immer wieder an den Toilettengang. Nachts passiert 100% nichts. Ich weiß nicht mehr weiter. Haben Sie einen Tipp, was,ich noch machen könnte, was die Ursachen sein könnten, an wen ich mich wenden könnte. Nachdem durch Ultraschall irgendwelche organgischen Dinge ausgeschlossen wurden, meint unser KiA, dass man noch warten könne. Im Moment reagiere ich meist noch recht ruhig, ebenso wie die Erzieherin seiner Gruppe im Kiga (haben wir abgesprochen), aber zunehmend mischt sich die Umwelt (Omas, andere Mamas und Erzieherinnen ein und es wird immer schwieriger für ihn). Danke

Mitglied inaktiv - 17.10.2003, 14:06