Frage: Enkopresis?

Hallo Herr Dr. Posth, nun habe ich noch eine Frage, die meinen fünfjährigen Sohn betrifft. Ab wann spricht man von Enkopresis? Wenn täglich das gesamte große Geschäft in die Hose gemacht wird? Wenn gelegentlich 2 mal pro Woche "Bremsspuren" in der Unterhose sind? Wo ist die Abgrenzung zu Verstopfung mit dem Vorbeilaufen von weicherem Stuhl? Wann kann man zur Selbsthilfe -Laktulose oder Babylax - greifen? Wann ist der Gang zum Arzt dringend nötig? Kann auch eine Verstopfung psychische Ursachen haben (z.B. Angst davor im Kiga auf Toilette zu gehen, weil andere Kinder hinterhergehen oder grundsätzlich Streitereien der Kinder untereinander im Kiga? Oder ein traumatisches Erlebnis? Danke Ulli

Mitglied inaktiv - 10.01.2005, 20:27



Antwort auf: Enkopresis?

Stichwort Einkoten Liebe Ulli, man muß recht sorgfältig unterscheiden, ob es sich beim Kind um ein habituelle Obstipation handelt oder um eine echte Enkopresis. Die hab. Obstip. ist quasi noch das Vorstadium, in dem das Kind im Konflikt mit seinen Willensäußerungen liegt. Es kann nicht "nachgeben" und den Stuhl herauslassen, wenn es "muß". Dadurch wird der Stuhl immer härter im Enddarm und bildet sog. Skybala. Diese dichten den Analverschluß nicht mehr sicher ab durch ihre Knollige Struktur und weicherer Stuhl darüber fließt jetzt vorbei und "schmiert". Die berühmten "Bremsspuren". Die kann das Kind dann nicht verhindern. Die Unterhose stinkt natürlich. Beim Einkoten entlädt sich ein aggressiver Impuls im Kind, der etwas mit nicht günstig gelösten Trotzproblemen zu tun hat. Manche Kinder benutzen den Stuhl dann regelrecht, um provokativ handeln zu können, d.h. sie halten ein, um "eine Ladung" immer parat zu haben. Die Objekte der Provokation werden bewußt und gezielt ausgewählt. Wenn es soweit gekommen ist, braucht man als Eltern eigentlich immer fachkompetente Hilfe. Entweder findet man einen geeigneten Kindertherapeute(i)n oder man wendet sich erst einmal an eine Beratungsstelle für Erziehungsfragen. Der Konfikt im Kind ist regelmäßig sehr groß! Es opfert praktisch seine soziale Integration dem Ausleben seines inneren Konflikts. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.01.2005