Frage: Emotionale Regulation ab welchem Alter?

Lieber Herr Dr. Posth, Ab wann können Kinder im Idealfall (also mit ausgewogenem Selbst :-)) ihre Emotionen bei Wut, Trauer, Ärger, Streit,... soweit unter Kontrolle halten können und verbal artikulieren, dass sie nicht weinen, toben, brüllen müssen? Das ist sicher auch eine Frage der Veranlagung. Zur Zeit haben meine beiden Kinder (3 und 5 Jahre) eine extreme Heul- und Jammerphase wegen jeder Kleinigkeit. Wir versuchen die Vorweihnachtszeit relativ ruhig zu gestalten. Loslösung läuft gut und sonst auch keine Veränderungen. Oder ist das nur zu Hause so? In andere Familien kann man natürlich nicht "hineinschauen", aber manchmal kommt mir vor, nur meine Kindern heulen wegen Kleinigkeiten... Danke für Ihre großartige Unterstützung im Forum. LG, schaumam04

Mitglied inaktiv - 06.12.2010, 11:13



Antwort auf: Emotionale Regulation ab welchem Alter?

Hallo, mit etwa 3 Jahren kommt ein Entwicklungsschritt, der viel mit der Sprachentwicklung und dem Selbstverständnis zu tun hat. die Trotzerscheinungen nehmen nun ab, und das Kind ist daran interessiert, sich verbal mit seinen Eltern und Erzieherin zu einigen. Das führt manchmal zu endlosen "Debatten". Denn ein Kompromiss im eigentlichen Sinne schließt das Kind noch nicht. Es "diskutiert", um zu gewinnen, d.h. um Recht zu behalten. Mit 4 Jahren endlich beginnen Kinder, sich in die Gedankenwelt ihrer Mitmenschen hinein zu denken. Sie verstehen jetzt, dass alle Menschen einen "eigenen Kopf" haben, der nicht immer dasselbe senkt und empfindet, was es selbst gerade im Kopf hat. Zwischen 3 und 4 Jahren werden Gefphle benannt, wie Wut, Ärger, Angst ud in gewisser Weise auch Trauer. Da diese Entwicklungsschritt die Voraussetzung für die Selbstregulation darstellen, kann man auch erst ab diesem Alter damit rechnen. Aber es gibt in der Entwicklung Rückschritte (Regressionen), die dann immer einen äußeren Anlass haben. Heul- und Jammerphasen können also auch bei größeren Kindern noch immer wieder auftreten. Im Normalfall ist das zuerst auch immer zu Hause festzustellen. Können Sie Gründe für die zugrunde liegenden Konflikte ausmachen? Viele Grüße und danke für Ihr Lob

von Dr. med. Rüdiger Posth am 08.12.2010