Frage: ElektiverMutismus

Herr Dr. Posth, bei meinem vierjährigen Sohn besteht der Verdacht des elektiven Mutisms. Er soll ab August in den Kindergarten. Unser KiA meint es wäre das Beste wenn er dann direkt ganze Tag dortbleiben würde um dort "sprechen zu lernen". Das widerstrebt mir aber völlig ! Wann wird aus dem Verdacht denn eine Diagnose ? Wohin soll ich mich wenden ? Der KiA hat durchblicken lassen das er wohl von einer Kinderpsychologischen Behandlung in diesem Fall nichts hält. Was würden Sie mir raten ? Was soll ich machen ? Ich bin ja schon froh das mein Verdacht mit dem selekt. Mutismus mal jemand ausspricht und wir unserem Sohn endlich helfen können. Bisher galt er einfach als besonders Schüchtern. Vielen Dank für Ihre Antwort !

Mitglied inaktiv - 04.06.2007, 13:16



Antwort auf: ElektiverMutismus

Stichwort: Anschweigen von Fremden Hallo, wenn das so stimmt, was Sie schreiben, dann müßte ich Ihrem KiA eine große psychologische Unkenntnis bescheinigen. Das Problem des (s)elektiven Mutismus ist die Angst vor dem sozialen Kontakt. Insofern hilft die ganztägige Trennung von der oder den Bezugspersone(en) überhaupt nichts. Im Gegenteil, das würde das Problem weiter verschlimmern. Über die Sprache tritt der Mensch in Kontakt zum Anderen, und Kinder müssen einen gewissen Mut aufbringen, in diesen Dialog mit einem fremden Menschen, besonders wenn es sich um erwachsene Personen handelt, einzutreten. Manche Kinder sprechen tatsächlich nur noch mit ihren Eltern, manche flüstern ihren Eltern die Antwort ins Ohr, damit diese sie für sie aussprechen und manche Kinder sprechen überhaupt nicht mehr. Letzteres bietet schon eine gewisse Dramatik, da über Gestik sich nicht alles sagen läßt. Wenn auch die Gestik verweigert wird, ist das Kind sozial eingekapselt. Regelmäßg besteht eine gravierende Beziehungsstörung zwischen Kind und Erwachsenen. Die Gründe hierfür müssen heraus gefunden werden. Schüchternheit hat zwar mit Mutismus irgendwie etwas zu tun, aber das depressive oder auch aggressive Element besteht dabei nicht. Ich kann Ihnen eigentlich nur empfehlen, Kontakt mit einem(r) Kinderpsychologen(in) aufzunehmen, und sich auf eine Form der Psychotherapie einzulassen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.06.2007