Hallo dr. posth,
Meine Tochter (6 Monate) schläft derzeit nur mit körperkontakt oder im Kiwa ein, sie schreiben dass dieses nähebedürfnis nur im ersten Lebensjahr so extrem ist - fällt es dann quasi automatisch weg oder kann Man dann einem Kind "beibringen" im Bett mit Begleitung einzuschlafen?
Wir hatten das schon gekonnt und jetzt geht's nur mit körperkontakt - folge der Entwicklung? Sie kann sich seit kurzem drehen...
Vielen Dank im Voraus!
MfG
Templerin
von
Templerin1006
am 06.05.2013, 09:03
Antwort auf:
Einschlafen
Hallo, "beibringen" im Sinne von Lehren und Lernen kann man einem Säugling so etwas natürlich nicht. Wenn eine Gewohnheit fixiert ist, kann man sie einem Säugling nur abgewöhnen. Das Nähebedürfnis oder den Drang nach Körperkontakt und Zärtlichkeit mit den Bezugspersonen halte ich für ein Temperamentsmerkmal. Temperamentsmerkmale sind resistent gegen jeden Versuch einer Veränderung durch äußere Einflüsse. Aber man kann sie natürlich verstärken, in dem man ihnen freien Lauf lässt oder deren Bedürfnischarakter unbegrenzt bedient. Auf all diesen Grundlagen basieren die klassischen Konditionierungsmaßnamen und-methoden, einmal in Form der Angewöhnens oder eben "Beibringens" und ein anderes Mal in Form des Abgewöhnens oder Löschens.
Aus all dem folgt, von alleine gehen solche Gewohnheiten (leider) nicht weg, z.B. als natürlicher Reifungsvorgang. Alles, was der Säugling oder das Kleinkind lieb gewonnen hat, will er/es sich erhalten - ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Nur ein par ganz alterstypische Erscheinungen gehen von alleine weg. Der Wunsch nach Abgewöhnung geht dann immer vom Erwachsenen aus, der der Gewöhnung müde geworden ist und dem das entstandene Verhaltenmuster jetzt lästig erscheint. Viele Unverständnisse zwischen Kindes- und Elternbedürfnis entstehen dadurch. Das heißt, wenn man eine solche liebgewonnene Angewohnheit abgewöhnen möchte, dann am besten mit einer beinahe ebensoguten Alternative (ohne den selben Lästigkeitsaspekt) oder durch ganz sanftes schrittweises Abgewöhnen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.05.2013