Guten Tag! Unser Sohn ist 1 Jahr alt. Er war schon immer ein schlecher Einschläfer, dh er ist nur sehr schwer eingeschlafen, hat sich immer dagegen gewehrt.
Ich habe es dann so gemacht, dass ich ihn zum Einschlafen fest in meinen Arm genommen habe. Er hat sich dann gewehrt und m E alle Kraft nocheinmal in Form von Schreien rausgelassen. Wenn ich ihm dann Halt gegeben habe - also weiterhin festgehalten - lieb mit ihm gesprochen habe ist er dann eingeschlafen.
Wir haben auch versucht, ihn von selbst zur Ruhe kommen zu lassen, aber er war dann irgendwann total übermüdet und war kaum zu beruhigen. Deshalb haben wir es wie oben gemacht.
War das so richtig? Wieso kann es sein, dass ein Baby sich so gegen das Einschlafen wehrt?
Nun, nach einem Jahr ist es so, dass er -zwar noch in unserem Arm - aber ganz ruhig und gerne einschläft. Nun steht die Frage im Raum, soll/ kann/ wollen wir, dass er alleine in seinem Ki.zimmer schläft. Ich halte das für früh, was meinen Sie?
Mitglied inaktiv - 09.08.2010, 09:13
Antwort auf:
Einschlafen/ Schlafen 1 Jähriger
Stichwort: Schlafprobleme
Hallo, mein Auffassung ist eine andere. Kein Säugling wehrt sich gegen das Einschlafen, warum auch? Da der Säuglinge sich nicht vorstellen kann, "gleich" etwas zu verpassen (er kann noch gar nicht in die Zukunft denken), gibt es keine Grund für ihn, irgendeine köperliche Notwendigkeit zu bekämpfen. Sein problem ist ein anderes. Für das Einschlafen braucht der Mensch neben Sattsein und dem Gefühl von Sicherheit ausreichende Müdigkeit. Die aber verursacht das Schlafhormon Melatonin (u.a.). Im Gehirn müssen an bestimmten Rezeptoren genügend Empfängerstellen für diese Hormone zur Verfügung stehen, die sich aber erst im Laufe der ersten Lebensjahre herausbilden. Das alles lässt sich neurophysiologisch nachweisen. Für die ausreichende Produktion von Melatonin ist ein Helligkeit registrierender Kern oberhalb der Sehnervenkreuzung im Gehirn zuständig.
D.h. der einschlafproblematische Säugling KANN nicht einschlafen, obwohl er ein dringendes Bedürfnis danach verspürt. Und dann geht es ihm so wie uns Erwachsenen auch, wenn wir extrem müde sind, aber nicht einschlafen dürfen (langweilige Vorträge, langes Autofahren usw.). Wir werden ganz rappelig und nervös (um uns wach zu halten).
Ihre Methode des Festhaltens ist etwas umstritten, hilft aber manchmal überraschend gut. Geduldiges, langes und beruhigendes Herumtragen hilft unproblematischer, wie auch entsprechend langes am Bett sitzen und Lieder singen oder Geschichten erzählen. Musik beruhigt und nicht nur die langsamen Stücke. Mit der Zeit reift das Schlafverhalten nach, wenn es nicht ganz von allein im ersten Lebensjahr stattfindet. Es darf nur nicht der Einschlafstress gezielt zur "Erziehung" zum Schlafen verwandt werden (Schlafkonditionierung). Im zweiten Lebensjahr sollte das Herumtragen immer dem Am-Bett-sitzen weichen, damit ein gewisse Selbstständigkeit auch beim Einschlafen angestrebt wird. Alleine einschlafen können die meisten Kinder erst ab 3-4 Jahre. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.08.2010