Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
da ich Ihre Meinung sehr schätze hätte ich folgende Frage:
ich habe bisher meinen Sohn (18 Monate alt ) in den Schlaf begleitet ,
indem ich mich neben ihn gelegt habe. Bis er einschlief. Er kuschelt mit mir und schläft meistens mit dem Kopf auf meinem Bauch ein (Ehebett).
Nun kommt er ab Sep. in die Krippe und soll dort auch Mittagsschlaf machen. Ich wollte nun gerne einführen, dass ich neben seinen Gitterbettchen sitze bis er eingeschlafen ist. Er weint aber jedes mal so fürchterlich, das ich abbrach und ihn zum Einschlafen wieder ins Ehebett holte.
Wie würden Sie verfahren?
Ist es in Ordnung ein Kind ab 2 Jahren in seinem Kinderzimmer schlafen zu lassen?
Vielen Dank!
Schön das es Sie hier in diesem Forum gibt!
Mit freundlichen Grüßen
Christina
von
Stina9
am 27.08.2012, 08:09
Antwort auf:
Einschlafen 1,5 Jähriger
Liebe Christina, Körperkontakt zum Einschlafen ist im Säuglingsalter noch nötig, denn der Säugling lebt noch in der Illusion, mit seiner Bezugsperson eng verbunden zu sein. In der Phase der Loslösung nach dem 1. Geburtstag sollte dieser Körperkontakt langsam zugunsten des Blick- und Hörkontaktes aufgegeben werden. Das kann man lösen mit dem berühmten Händchenhalten und langsamn Wegziehen der eigenen Hand, wenn das Kind eingeschlafen ist. Erhält man den Körperkontakt weiterhin fixiert sich das Kind darauf und jede Trennung zum Schlafen wird zu einem von Widerstand geprägten Geschehen. Mit 18 Monaten kommt dann noch die Wiederannäherungskrise dazu (s. gezielter Suchlauf) und alles ist in diesem Moment doppelt schwierig.
Das Krippenproblem wirft dann alle Bindungsprozesse mit einem Schlaf über den Haufen, und jetzt gibt es nur noch massiven Widerstand oder Ergebung. Was soll es daztwichen geben. Ein Kind dieses Alter reagiert nur emotional und ist noch weit entfernt von einsichtsvollen, vernunftgeprägten Reaktionen. Sie brauchen Zeit, um zunächst einmal das Schlafen zu Hause in naher Distanz zu lösen. Dabei wird es Protest geben, aber solange es reine Wut ist, verursacht es beim Kind keinen Schaden. Erst wenn das eingeführt ist, gibt es eine Chance auf das, was Sie wünschen. Aber es bleiben 2 Fragen. Kann Ihr Sohn diese Erfahrung jetzt mit in die Krippenbetreuung nehmen, ohne dort Angst zu bekommen? Und finden Sie eine Erzieherin/Betreuerin, die die Zusammenhänge versteht und Verständnis für das Problem Ihres Sohnes (und natürlich auch Ihres) hat? Können Sie nicht die Krippenbetreuung noch ein bisschen aufschieben? Viele Grüße und danke für Ihr Lob (obwohl ich Ihnen keine einfache Lösung präsentieren konnte).
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.08.2012