Lb. Dr. Posth,
mein 1jähr. Sohn ist seit 2.Apr bei halbtags-TaMu.Nach 5 Tagen Eingewö kurzes Abgeben an Tür. 1.Abgeben kein Problem,beim 2.Mal Weinen,beim 3./4. bitterl. Weinen/Klammern, schon bevor TaMu Tür öffnet.Habe drauf bestanden, wieder mitreinzugehen,obwohl unerwünscht.Weinen ging stark zurück.Gebe Sohn wieder direkt an Tür ab,spüre aber sein Unbehagen:wendet sich ab von TaMu/will wieder rausgehen.Ich stelle ihn trotzdem rein,Ablenkung,Tür zu.Beim Abholen lächelt er mich mal an, mal wie fremd,mal schäkert mit TaMu.Ansonsten keine neg. Veränderu in Verhalten, schläft/isst gut.Etwas anhänglicher als zuvor.Laut TaMu hat sich Sohn immer sof. beruhigt/spielt ausgelassen.Aber TaMu hat konv. pädagog. Sicht, erkennt Angst bei Sohn vielleicht nicht.Bin weiterhin gestresst wegen Unbehagen.Könnte Vermeiden bei Sohn nach meinem Gehen eintreten,obwohl er nicht mehr weint?Oder ist Eingewö geglückt/keine Gefahr für Trennungsangst?Wenn doch, was tun?Danke!
von
Kathrin Susanne
am 29.04.2013, 07:22
Antwort auf:
Eingewöhnung geglückt?
Hallo, es ist rein von der Beobachtung her bei den jungen Kleinkindern schwer feststellbar, ob es sich bei ihren Reaktionen nur um ein Anpassungsverhalten handelt oder tatsächlich um eine geglückte Eingewöhnung. Die Kürze der Zeit in Ihrem Fall eigentlich per se schon gegen letzteres. 5 Tage sind viel zu klurz, selbst wenn es schon den Anschein hat, als sei der Funke (per erster Sympathie) übergesprungen. Der nächste Tag hat Ihnen ja auch klar gezeigt, dass noch eine Akzeptanz der für Ihren Sohn fremden Person eingesetzt hat. Tagesmütter wie Erzieherinnen und letztlich alle Personen im frühpädagogischen Bereich sind auf Erfolg angewiesen und bestimmen immer ganz eigenmächtig, ob die Gewöhnung an sie funktioniert hat oder nicht. Der wer könnte ihnen auch widersprechen? Die Mutter ist nicht mehr da, externe Beobachter gibt es nicht und das Kind kann sich nicht erklären. Auf dieser Basis ist alles möglich.
Zwei Dinge sind dann immer verräterisch. Einmal die Reaktion des Kindes beim Abholen, die auch im Fall Ihres Sohn offenbar sehr zwiegespalten ist. Zum anderen die Bestimmung des Cortisol-Spiegels (aus Gründen der Machbarkeit im Speichel). Und da stellt man fest, dass bei einer großen Überzahl der Kinder in solchen Situationen bis zum Abschluss des Aufenthalts in der Fremdbetreuung hohe Stresswerte festzustellen waren. Also mitnichten geglückte Eingewöhnung (die ja ein verfrühte Ablösung darstellt, was viel drastischer klingt). Die Gefahr aufkommender Trennungsangst ist groß.
In Ihrem Fall kann ich nur sagen, bleiben Sie noch eine geraume Zeit bei der Ablösung dabei, bis sie merken, dass sich Ihr Sohn auch in Ihrem Beisein! (was die Erziehrinnen immer absprechen, dass es möglich ist) von der Tagesmutter trösten und versorgen lässt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.04.2013