Frage: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

lieber dr. post, ich bin 33 jahre jung u. mutter einer 20 monate alten tochter. zu meiner person: viel körperliche gewalt vom vater in der kindheit erfahren (ca. 16 jahre lang), mutter mußte arbeiten und hatte selten zeit und handelte eher lieblos...konnte mir keine zärtlichkeiten entgegnen, ich wuchs also hauptsächlich bei meinen großeltern auf, die zu meinem glück sehr einfühlsam meiner person gegenüber waren. nun habe ich seit 10 jahren einen sehr lieben lebensgefährten, der auch der kindsvater ist-wir leben nicht zusammen, aber er kommt jedes WE zu uns und ist auch ein super papa für meine tochter...auch ich kümmere mich sehr um melina und denke, daß ich meine sache in punkto erziehung bislang ganz gut mache...dennoch:die angst, daß sich meine kindheit nachhaltig auf meine tochter auswirkt bleibt-gebe ich ihr genug aufmersamkeit,liebe,sicherheit etc. besteht eine sichere MU-KI-BI. ?! habe ihren text schon mehrere male gelesen :o) meine tochter hatte nur eine sehr schwache fremdelphase/fiel kaum auf und dauerte auch nur kurz an. sie war u. ist sehr offen gegenüber anderen erwachsenen u. kindern...integriert sich schnell, tröstet andere kinder, ist liebevoll zu ihnen (streichelt sie sorgvoll über den kopf u. sagt *ei*) schläft sehr gut durch in der nacht (12 std.) macht keinerlei anstalten zu weinen, wenn ich denn mal ohne sie wegmuß (habe eine kollagenose u. muß 2x die woche um die 100km in die nächste klinik fahren,um mich untersuchen zu lassen)melina bleibt dann solange bei der omi, die sie auch schon seit ihrer geburt an kennt und heiß + innig liebt...sie freut sich, wenn ich wieder erscheine...breitet die arme aus und läuft mir entgegen, tanzt ausgelassen in der wohnung umher usw. sie läuft manchmal bestimmt 30 meter von mir entfernt in der stadt umher...versichert sich zwar ab-und an, daß ich noch da bin...aber geht selbstständig z.b. zum bäcker, begrüßt alle mit einem lauten *hallo* und bestellt ihre brezel ;o) sie ist überhaupt nicht schüchtern, aber sehr einfühlsam...redet schon viel (wortschatz zirka 100 wörter) tja und dann sehe ich die anderen kinder in melinas alter, die noch immer am rockzipfel ihrer mama's hängen...sich kaum von dieser lösen...nur mein mäuschen ist sofort weg, wenn wir auf irgendeiner veranstaltung auftauchen (kinderturnen,spielgruppe,schwimmen etc.) wenn sie sich weh tut, kommt sie zu mir zum trösten (oder zum papa)...geht auch ohne zu murren mit ihm mit, wenn die beiden mal etwas alleine unternehmen wollen...sagt *tschüß* zu mir und winkt...sie bekommt noch eine kuß und das war's... ich habe immer sorge, daß ich vielleicht doch keine richtige MU-KI-BI habe...weil alles so *easy* über die bühne geht...vielleicht vermisse ich es ja auch nur, daß sie auch mal brüllt und weint, wenn ich den raum verlasse ;o) wie schätzen sie unsere MU-KI-BI ein ?! 1000 dank für's lesen und ihre antwort sb33

Mitglied inaktiv - 26.01.2004, 20:58



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

Hallo, die Sorge um eine unsichere Bindung zwischen Ihrer Tochter und Ihnen erscheint auch mir unbegründet. Aus den Fremdelintensität kann man zunächst keine Rückschlüsse ziehen. Das Fremdeln kann temperamentsbedingt sehr schwach sein und trotzdem das Entstandensein einer ersten Bindung anzeigen. Beim Fremdeln ist v.a. wichtig, wie man damit umgeht. Die Anhänglichkeit in der Loslösungsphase ist schon ein besseres Indiz, aber immer noch eher grob. Man unterscheidet eigentlich nur sichere Bindung und unsichere in verschiedenen Ausprägungsgraden, sowie fehlende. Mehr macht auch nicht Sinn. Alles, was Sie von dem Verhalten Ihrer Tochter schildern, entspricht eher einer sicheren Bindung als einer unsicheren. Die Unsicherheit, die in Ihnen aufkommt, rührt her von einer bestimmten Vorstellung bei Ihnen, wie sich Bindung ausdrücken sollte. Diese Vorstellung besteht aber mehr aus Ihren persönlichen Sehnsüchten, die sehr verständlich sind, als aus tatsächlichen Verhaltensweisen eines Kindes. Auch wenn es Ihnen schwerfällt, das anzunehmen, aber ein Kind kann nie als Wiedergutmachung für eigenes, erlittenenes Unrecht fungieren. Nur Sie können an Ihrem Kind quasi wiedergutmachen, was Ihre Eltern an Ihnen falsch gemacht haben. Wenn Sie also weiter so denken und handeln wie bisher, wird Ihnen das gelingen, und aus diesem Erfolg werden Sie eines Tages ganz viel Kraft und Selbstüberzeugung beziehen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.01.2004



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

Hallo ich bin zwar kein Experte, aber so wie du es schilderst, scheint bei euch doch alles wunderbar zu sein. 1. Machst du dir doch wirklich Gedanken, deiner Tochter eine gute Muitter zu sein und scheinst nach deinem gefühl zu handeln und 2. ist es doch so, dass Kinder um so besser loslassen können, je sicherer die Bindung ist. Deine Tochter hat großes Vertrauen zu dir und weiß, dass sie sich auf dich verlassen kann. "Schlimmer" wäre es doch, wenn sie sich deiner Zuneigung nicht sicher wäre, und immer wieder aufs neue erraten müsste, ob sie sich auf dich verlassen kann. Dann würde sie dir amRockzipfel hängen. Freu dich doch, dass ihr eine so tolle beziehung habt und genieß sie Viele Grüße - sonja

Mitglied inaktiv - 26.01.2004, 21:13



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

o.t.

Mitglied inaktiv - 27.01.2004, 12:11



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

Also, ich kann sonja nur zustimmen. deine beziehung zu deinem kind scheint das absolute ideal zu sein! klar merkt man einem kind das am rockzipfel geht eher an, dass es an der mutter hängt aber glaub mir (mein sohn ist 21 monate alt) das kann sich auch nachteilig für die mutter auswirken. ich könnte meinen sohn z.B. im momentanen stadium nie alleine in eine krippe geben. geniess deine sorgenfreie zeit mit deiner kleinen und sei unbesorgt, du bist sicher eine tolle mama. nur schon deine gedanken und sorgen darüber ob du's bist sagen mir, dass du's bist ! lg cathy

Mitglied inaktiv - 27.01.2004, 13:08



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

Ich finde, wenn du die Situation so gut reflektieren kannst und Bezüge zwischen deiner Kindheit und deiner Mutterrolle herstellen kannst, dann fehlt es deiner Tochter an nichts und dann ist eure "MU-KI-BI" gut. Ich hatte auch große Probleme in meiner Kindheit, habe sie in einer langen Psychoanalyse aufgearbeitet und bin meinem Sohn jetzt ganz sicher eine starke und gute Mutter in einer starken und guten familiären Bindung. Du siehst, das eine schließt das andere nicht aus... LG Marion

Mitglied inaktiv - 27.01.2004, 13:14



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

o.t.

Mitglied inaktiv - 27.01.2004, 13:22



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

Hallöchen! Kennst du das Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" von Jean Liedloff? Ist klasse... Die Autorin beschreibt genau das, was du schilderst, als wohl ausgeprägt gestillten Hunger nach Nähe in der Anfangszeit. Deine Tochter scheint in ihrem ersten Lebensjahr so eine gesunde Vertrauensbasis und ganz INNIGE Bindung zu dir aufgebaut zu haben, dass es ihr leichter fällt, sich von dir zu lösen. Sie WEISS ja mittlerweile, dass du immer für sie da bist, wenn sie dich braucht. Toll, ich beneide dich. Aber kann mir auch vorstellen, dass es dir vielleicht manchmal schwer fällt zu akzeptieren, dass sie sich schon so gut von dir gelöst hat. Sie braucht dich ja aber trotzdem noch, dessen kannst du dir gewiß sein. Also, geniesse sie einfach und sei dir sicher, dass du wohl alles richtig machst/gemacht hast. LG Nina

Mitglied inaktiv - 28.01.2004, 02:10



Antwort auf: ein paar (er-)klärende worte...vielleicht von ihnen

o.t.

Mitglied inaktiv - 28.01.2004, 19:46