Frage: Dringende Frage

sehr geehrter herr posth, meine tochter (15 monate) war heute den ersten tag in der krippe. die anderen kinder sind fast ausschließlich doppelt so alt. ich möchte nicht alles ausführlich beschreiben - kurzum ich hatte wirklich kein gutes gefühl dabei. mein mann war von anfang an dagegen unsere maus vor 3 jahren in die fremdbetreuung zu geben. wie ist ihre meinung dazu? ich würde auf die arbeit gerne verzichten, wenn es für die weitere entwicklung unserer tochter besser wäre... lieben gruß, sandra

Mitglied inaktiv - 06.09.2010, 11:42



Antwort auf: Dringende Frage

Stichwort: Familie, Gesellschaft und Mutterrolle Liebe Sandra, das Thema Kinderkrippe oder frühe Fremdbetreuung versus zu Hause aufwachsen bis zum 3. oder 4. Lebensjahr ist ein gesellschaftliches Konfliktthema geworden. Es wird aber lieber unter den Teppich gekehrt, als es aufzubauschen wie das Migrationsproblem (s. Th. Sarrazin). Das liegt wohl daran, dass sich in diesem Fall mit einfachen Thesen kein Publikum gewinnen lässt. Jede Familie muss für sich entscheiden, wie sie in dieser Frage vorgehen möchte. Wobei ich gerne zugebe, dass viele Familien gar keine Wahl haben, sich irgendwie zu entscheiden, sondern unter einem wirtschaftlichen Druck stehen, ihre Kinder bei bezahlten Kräften aufziehen zu lassen, während die Eltern arbeiten gehen müssen. Daher plädiere ich (weit weg von einer politischen Partei) für ein Konzept, dass Familien mit Säuglingen und Kleinkindern 3 Jahre lang finanziell entlastet, wenn die Entscheidung für ein erstes Aufziehen zu Hause stattfinden soll. Damit auch die Frage an Sie: können Sie sich denn einen Verzicht auf Mitarbeit leisten? Das damit verknüpfte Thema, ob ein 3 Jahre lang zu Hause aufgezogenes Kind Nachteile im Sozialverhalten oder in der Bildung zu erwarten hätte, erscheint mir konstruiert. Sicher gibt es "bedenkliche Familien", aber für die gibt es frühe Hilfen. Jede andere Familie hat genügend Angebote für Ihr Kind/ihre Kinder, ob im familiären Rahmen oder durch Ausweitung ihrer sozialen Kontakte (z.B. Krabbelgruppen oder Spielgruppen). Schließlich sind die meisten Erwachsenen von heute (incl. unserer Politiker) zu Hause aufgewachsen bei sicher sehr engagierten Müttern und zuweilen auch Vätern. Halten die sich jetzt für sozial eingeschränkt und bildungsschwach? Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.09.2010