Frage: @Dr. Posth ... nur ganz kurz ;-))

Hallo Herr Doktor, Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort - wie schaffen Sie es nur bei Ihrem Beruf und den 1000000000 Postings all der Mütter hier - der Verzweiflung nah!!!!???? Im Moment ist es so,daß unsere Tochter sich etwas gefangen hat.Ich hatte eben erst nochmal ein "Gespräch" mit ihr und ihr gesagt,daß wenn ich heute nachmittag erlebe,wie sie ihren Freund haut,wir sofort nach Hause gehen.Das ist das 1.mal,daß ich ihr damit drohen muß.Mein Mann und ich habe noch lange miteinander geredet,zum Teil sind wir einer Meinung,zum Teil eben nicht.Er sagt,ich entschuldige mich zu schnell bei ihr für meinen lauten Ton oder bin zu schnell wieder lieb mit ihr.Aber ich kann eben nicht für längere Zeit stur sein und sie evtl. weniger beachten.Auch bin ich mir nicht sicher,ob es richtig wäre.Meine Mutter hat mich immer mit absolutem Nichtbeachten gestraft,das zog sich über mehrer Tage - und es ist heute noch mein Alptraum.Ich kann es nicht,es ist auch nicht grundsätzlich die Ansicht meines Mannes,aber er findet,es schadet ihr nicht,wenn sie eben 1 Std. lang merkt,daß wir echt sauer sind.Sie sagen,wir sollten Trauer bekunden,wenn sie aggressiv wird und uns verhaut. ;-)) Das tun wir auch,aber sie sagt dann auch immer,wir sollen jetzt bitte weinen.Sie findet es toll wenn jemand weint.Das war schon immer so.Auf der einen Seite ist sie super sozial,hilft anderen Kindern und uns,kann Streit absolut nicht haben,leidet extrem unter der Bestrafung - ins Zimmer bringen - aber wenn ein Kind von der Rutsche fällt und weint,dann kann es durchaus vorkommen,daß sie daneben steht und sich schlapplacht... Ich werde Sie ab und an informieren,wie es weitergeht. Außerdem wünsche ich Ihnen zum Abschluß meines Postings noch ein schönes Weihnachtsfest und keinen Stress ;-)) Danke und liebe Grüße von Jamu

Mitglied inaktiv - 22.12.2003, 12:22



Antwort auf: @Dr. Posth ... nur ganz kurz ;-))

Liebe Jamu, sehr wichtig erscheint mir immer folgende Unterscheidung: kritisiere ich die Handlung und mahne sie ab oder kritisiere ich das Kind mit seiner Persönlichkeitsstruktur. Je länger die soziale Trennung zwischen Eltern und Kind, ob räumlich oder ob emotional, erzwungen wird, desto mehr gewinnt das Kind den Eindruck, daß es nicht mehr um die Sache, sondern um seine Persönlichkeit geht. Daher das Bestreben des Kindes um schnelle Beilegung. Zwar kann auch ein Kind einmal lange in Sturheit verharren und sich zurückziehen, aber je ausgeprägter das vorkommt, desto wahrscheinlicher ist sein Eindruck, von seinen Eltern nicht mehr in seiner Persönlichkeit akzeptiert zu werden. Insofern würde ich dieses Mittel nicht zu intensiv einsetzen wollen und möglichst immer erst an letzter Stelle. Daß Ihre Tochter gerne Ihre Trauer erleben möchte, auch wenn sie nur gespielt ist, bedeutet, daß sie dabei ist, Empathie und Mitleid aufzubauen. Das mißlingt ihr aber manchmal, wenn sie nämlich über den Schaden eines anderen lacht, was nur menschlich ist. Das Phänomen der Schadenfreude, die ja darin besteht, daß es diesmal einen anderen getroffen hat! Viele Grüße und danke für Ihr Lob

von Dr. med. Rüdiger Posth am 22.12.2003