Frage: Doktorspiele

Halli Hallo, mein Sohn Jan ist 3,5 Jahre alt und geht in einen altersgemischten Kinderladen. Neuerdings spielen die Kinder eine neue Variante des Doktospiels: Es werden die Genitalien in den Mund genommen. Die Pobacken werden auseinandergespreizt und am Poloch wird gerochen und geleckt. Die Erzieher haben gesagt, das wird im Kinderladen nicht gespielt und haben das Thema somit für sich erledigt. Nun zieht sich das in den privaten Bereich, so dass die Kinder, wenn sie zu Hause miteinander spielen (das eine Kita-Kind besucht das Andere) diese Spiele spielen wollen. Geht das Ganze nicht ein bißchen zu weit und über "normale" Doktospiele hinaus? Wie beurteilen Sie das? Liebe Grüße, Corinna mit Jan *10.03.2005 und Isabell 13.03.2000

Mitglied inaktiv - 12.12.2008, 10:21



Antwort auf: Doktorspiele

Stichwort: frühkindliche Sexualität Liebe Corinna, bis zu einem gewissen Grade sind sexuelle Neugier und vermutlich auch sexuelle Regungen und Gefühle im Kindesalter normal. Die natürliche Schamgrenze und das Selbstbestimmungsrecht des Kindes setzen dem aber klare Grenzen. Diese Grenzen dürfen von keiner Personen, die Bestimmungsmacht über das Kind erlangen kann, missbraucht werden. Nun sind die natürlichen Schamgrenzen (die in der Pubertät aus Gründen des Selbstschutzes noch einmal stark zunehmen) individuell unterschiedlich. Das hat auch etwas mit dem Grad des Selbstbewusstseins des Kindes zu tun, mit seinem Neugier(Explorations)-bedürfnis, aber auch mit familiären Vorbildern. Wenn Kinder also bei solchen Spielen sehr invasiv vorgehen, dann ist nach den möglichen Quellen zu fahnden. Hat man das Gefühl, dass ein solches Kind aufgrund seiner Überlegeneheit Druck auf andere Kinder ausübt, muss das sehr genau hinterfrragt werden. Das heißt, dass man geschickt an die Familie dieses Kindes herantritt und ohne konkrete Verdächtigungen auszusprechen. Alles kann völlig harmlos sein, es kann aber auch Asudruck einer sexuellen Verfrühung sein. Orogenitaler Kontakt gehört streng genommen nicht mehr zum Doktorspiel dazu, das muss klar gesagt werden. Ein schlichtes Verbot wie im Ki-ga reicht aber nicht aus und verlagert das Problem, wie Sie sehen, nur auf andere Schauplätze. Sie können ja gerne noch einmal berichten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.12.2008